Unesco-Weltkulturerbe Unesco-Weltkulturerbe: Säulen, Stuck und Marmor begeistern Besucher

Brühl/dpa. - Mit dem Betreten von Schloss Augustusburg erreicht der Besucher eine andere Welt. Das prunkvolle Treppenhaus, entworfen von Balthasar Neumann, lässt den Gast erahnen, wie es war, um das Jahr 1740 in einer höfischen Welt zu leben. Das Treppenhaus mit den farbenfrohen Säulen aus Stuckmarmor gilt unter Fachleuten als eine der eindrucksvollsten Leistungen aus der Zeit des Rokoko in Deutschland. Pro Jahr besuchen rund 60 000 Menschen das Schloss in Brühl unweit von Köln, das die Unesco bereits 1984 zum Teil des Weltkulturerbes erklärt hat.
Vor allem die Herstellung des Marmors beeindruckt viele Besucher, sagt Christiane Winkler von der Schlossverwaltung: «Der Stuckmarmor der Säulenoberflächen besteht aus einer Mischung aus Gips und Leim, die man mit Mineralien und Naturfarben behandelt hat.» Anschließend wurden die Säulen 14 Mal poliert - und sie glänzen bis heute.
Auf die Unesco-Liste wurde Schloss Augustusburg vor 19 Jahren zusammen mit dem benachbarten Jagdschloss Falkenlust gesetzt. «Damit wurde das Ensemble gewürdigt als ein Beispiel für ein einmalig erhaltenes Gesamtkunstwerk des Rokoko in Deutschland», sagt Winkler.
1725 begann der westfälische Baumeister Johann Conrad Schlaun damit, Schloss Augustusburg auf den Ruinen einer Wasserburg zu errichten. Ab 1728 erhielt es unter dem bayerischen Hofbaumeister Francois de Cuvilliés seine prachtvolle Ausgestaltung. Das Schloss war die Lieblingsresidenz des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Clemens August aus dem Haus Wittelsbach, der von 1700 bis 1761 lebte.
Falkenlust liegt 2,5 Kilometer von Augustusburg entfernt am Rande eines Wäldchens. Das Lustschluss des Kurfürsten mit seinen kostbar ausgestatteten Innenräumen entstand in den Jahren 1729 bis 1734. Momentan wird es restauriert. «Wenn die Planen von den Fassaden weg sind, wird man Falkenlust nicht wiedererkennen», kündigt Christiane Winkler an. Denn die Restauratoren fanden heraus, dass in der Vergangenheit die Grund- und die Zierfarben am Gebäude verwechselt wurden. Statt in einer grauen Grundfarbe wird das Schloss nach Abschluss der Arbeiten in Weiß leuchten. Fenstereinfassungen und Figurenschmuck sind hingegen künftig nicht mehr weiß, sondern grau.
Schloss Augustusburg gehört dem Land Nordrhein-Westfalen. Vor dem Regierungsumzug von Bonn nach Berlin nutzte der Bundespräsident es für Repräsentationszwecke. Bis heute laden auch die Gärten zum Staunen ein. Der Gartenarchitekt Dominique Girard orientierte sich bei der Planung an der zeitgenössischen französischen Gartenkunst.
Den Besuchern der Schlösser werden viele Sonderveranstaltungen geboten. Neben allgemeinen Schlossführungen lässt sich zum Beispiel bei einer Themenführung das berühmte Treppenhaus im Detail kennen lernen. Für Kinder gibt es im Schloss Augustusburg die Möglichkeit, mit einem Kinderfilm in die Zeit des Rokoko einzutauchen.
Informationen: Schlossverwaltung Brühl (Tel.: 02232/440 00, Internet: http://www.schlossbruehl.de). Besucher, die sich für die Themenführungen interessieren, sollten sich vorher anmelden. Beide Schlösser haben dienstags bis freitags jeweils von 9.00 bis 12.00 sowie von 13.30 bis 16.00 Uhr geöffnet. Samstags, sonntags und an Feiertagen ist jeweils von 10.00 bis 17.00 Uhr Einlass.
