UNESCO-Titel UNESCO-Titel: Brücke entzweit eine Stadt

Dresden/MZ. - An den Straßen stehenschon die Tribünen, die Kamera-Stative sindaufgebaut. Dresden feiert an diesem Wochenendeseinen 800. Geburtstag. Mit einem großen Festumzugund einem gewaltigen Höhenfeuerwerk. Ein paarTage später wird die legendäre Schatzkammerder sächsischen Kurfürsten wieder eingeweiht.Die Hotels sind seit Monaten nahezu komplettausgebucht. Die Stadt ist nach dem Verkaufihrer kommunalen Wohnungen an einen US-Investorschuldenfrei, die Zahl der Touristen steigtund steigt.
Dresden könnte es kaum besser gehen. Dochim Rathaus fliegen die Fetzen, die Stadt istgespalten. Es geht um die Waldschlösschenbrücke,die im Elbtal gebaut werden soll. Seit Wochenbeharken sich die Befürworter und Gegner desProjektes. Und ein Ende ist nicht in Sicht.Die Unesco hat Dresden damit gedroht, derStadt den Welterbe-Titel abzuerkennen, solltedie umstrittene Elbquerung gebaut werden.Nach einer weiteren Stadtratssitzung am Donnerstagabendist der Brückenstreit aber immer noch nichtentschieden.
Nach einem Bürgerentscheid für den Bau derBrücke Anfang 2005 meldete die Unesco Bedenken an: Die Brücke,so hieß es, würde eine einmalige Kulturlandschaftzerstören. Gar nicht gut kam bei dem UN-Gremiuman, dass die Beton-Stahl-Konstruktion in denPlänen ganz woanders eingezeichnet war. Alsdie Unesco vor wenigen Wochen Dresden sogarauf die Rote Liste der gefährdeten Welterbestättensetzte und mit Aberkennung des Titels drohte,stoppte der Stadtrat den unmittelbar bevorstehendenBau.
Auch am Donnerstagabend kamen sich Gegnerund Befürworter des Projekts keinen Schrittnäher. In der hitzigen Debatte warfen siesich gegenseitig Engstirnigkeit vor. Von Betonköpfenund Demokratiefeinden war die Rede. KulturstaatsministerBernd Neumann warb vor der Sitzung für eineeinvernehmliche Lösung. Der Kulturausschussdes Bundestages will am 6. September überden Fall beraten.
Genutzt hat es nichts. CDU und FDP zeigtensich unbeeindruckt. Sie verwiesen auf denalten Bürgerentscheid. Dennoch blieb der Stadtratmehrheitlich bei seinem Nein zur Brücke. Dienötige Mehrheit für einen neuen Bürgerentscheidscheiterte aber am Widerstand von CDU undFDP. Am Freitag löste das RegierungspräsidiumDresden als Aufsichtsbehörde trotz eines Widerspruchsder Stadt Bauaufträge aus. Nun beschäftigtder Fall endgültig die Gerichte.
Einig sind sich die Kontrahenten nur in einemPunkt: Der Streit könnte sich jetzt womöglichüber Jahre hinziehen. Die Brückengegner hoffennun darauf, dass die Bundesregierung in demKonflikt vermittelt. Der amtierende OberbürgermeisterLutz Vogel (parteilos) ist vom Stadtrat jedenfallsaufgefordert worden, Berlin um Hilfe zu bitten.