UNESCO UNESCO: Oberharzer Wasserwirtschaft ist Teil des Weltkulturerbes

Hannover/Brasilia/ddp. - Die Oberharzer Wasserwirtschaft ist seitSonntag Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. Das Gremium wies dasauch als Wasserregal bekannte Meisterwerk früher Bergbau- undIngenieurskunst auf seiner Jahrestagung im brasilianischen Brasiliaeinstimmig als Weltkulturerbe aus. Niedersachsens KulturministerinJohanna Wanka (CDU) verspricht sich von der Entscheidung «großeStrahlkraft für den Harz».
«Die Aufnahme des größten, seit dem Mittelalter weiterentwickelten montanen Wasserwirtschaftssystems der Welt, ist eineberechtigte Auszeichnung für dieses Meisterwerk menschlicherSchöpfungskraft», sagte Wanka nach Bekanntwerden der Entscheidung.Ihr Dank gelte «vor allem den Harzwasserwerken, ohne derenfinanzielles Engagement die bisherige Unterhaltung derWasserwirtschaft nicht möglich gewesen wäre».
Deutschland hatte die Aufnahme des Oberharzer Wasserregals in dieListe beantragt. Es ergänzt damit das bestehende Welterbe ErzbergwerkRammelsberg und Altstadt Goslar. Das UNESCO-Gremium war sich einig,dass die Oberharzer Wasserwirtschaft einen außergewöhnlichenuniversellen Wert hat und mit voller Berechtigung Teil desUNESCO-Welterbes wird.
Antragsverfasser Reinhard Roseneck vom Landesamt für Denkmalpflegehofft, dass der Harz nun aus dem «Dornröschen-Schlaf herauskommt».Die Ausweisung bringe einen «unheimlichen Schub» für den Tourismus.«Die Wasserwirtschaft ist eines der unbekanntesten und bedeutendstenKulturdenkmäler der Welt», sagte er. Dies zeige auch die einstimmigeEntscheidung des Gremiums.
Roseneck verfasste bereits die Anträge für die 1992 erfolgteAusweisung des Erzbergwerks Rammelsberg und der Altstadt von Goslarals Weltkulturerbe. Damals sei der Antrag allerdings lediglichzweiseitig gewesen. «Der aktuelle Antrag bestand aus neun Bänden mitweit über 1000 Seiten und 150 Karten.»
Das System der Wasserwirtschaft besteht aus zahlreichenmiteinander verbundenen Teichen, Gräben und Stollen gilt als mitAbstand größtes und bedeutendstes vorindustriellesEnergieversorgungssystem der Welt. Das Wasser im Oberharz hat bereitsvor 800 Jahren als entscheidende Kraftquelle die Wasserräder derBergwerke und Hütten angetrieben. Bis ins späte 19. Jahrhundert wares für den Abbau von Silber, Blei und Kupfer die einzigeEnergiequelle. Bereits im 13. Jahrhundert verfügten die Mönche imKloster Walkenried am südlichen Harzrand über ein kleines, aber vollfunktionsfähiges Wasserversorgungssystem.
Das Oberharzer Wasserregal schufen Bergleute in der Zeit vom 16.bis zum 19. Jahrhundert, um damit Wasserräder und Pumpen anzutreiben.Im heute niedersächsischen Teil des Oberharzes legten die Bergmännerinsgesamt rund 150 Teiche, 500 Kilometer Gräben sowie 160 Kilometerunterirdische Wasserläufe an. Noch heute sind mehr als 100 Teicheerhalten. Auf diese Weise wurde das Wasser zu den Verbrauchern hin-und später wieder abgeleitet. Von den 31 Kilometern wie Tunnel durchdie Berge getriebenen sogenannten Wasserläufen sind alle erhalten undviele davon auch für Besucher erschlossen.
Von der UNESCO wurden auch bedeutende, ehemalige Nutzer desWassersystems in die Ausweisung einbezogen. Dazu zählen dreiSchachtanlagen aus dem 19. Jahrhundert, darunter die Grube Samson inSt. Andreasberg. Dort befindet sich die letzte erhaltene sogenannteFahrkunst, eine Anlage zur Beförderung von Bergleuten, der Welt.