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Ulrike Schneider Ulrike Schneider: Barockes Fitness-Training für eine wunderbare Stimme

Von ANDREAS HILLGER 25.02.2009, 16:53

HALLE/MZ. - Eigentlich will sie gar nicht mehr darüber sprechen, dann aber gestattet Ulrike Schneider doch noch eine Frage zu ihrem jüngsten Auftritt im Allerheiligsten: Einfach "überwältigend" sei das "Messiah"-Konzert für Benedikt XVI. gewesen, beeindruckend auch die präzise Vorbereitung des Papstes auf seine Gäste. Interessiert habe er sie nach einzelnen Lebensstationen befragt - und ganz konkret für ihre große Arie in Händels Oratorium gedankt.

Dass die hallesche Altistin überhaupt bei der Erstaufführung des großen Werks im Vatikan mitwirken durfte, verdankt sie einem Kontakt aus Halle: Der irische Dirigent Proinnsías Ó Duinn, der seit Jahren das Messiah-Projekt "Happy Birthday, Händel!" leitet, hatte die Einladung aus Rom bekommen - vor allem deshalb, weil sich der Papst ein Orchester aus der Uraufführungsstadt Dublin wünschte. Und Ó Duinn wiederum besann sich auf jene Solistin, die ihm bei seinen Aufführungen in Händels Geburtsstadt den vergangenen Jahren aufgefallen war. So bekam Ulrike Schneider den Zuschlag. Verdient hat sich die Sängerin, die im Jahr 2000 nach Halle kam, diese Ehre längst. Immerhin ist Georg Friedrich Händel, den sie als Kind eher unbewusst zu ihren musikalischen Favoriten zählte, in den letzten Jahren zu einer echten Leitfigur in ihrem Repertoire geworden.

In "Rodrigo", "Imeneo" und "Rodelinda" stand sie bei den Händel-Festspielen auf der Opernbühne, hinzu kommen etliche Konzerte und Oratorien mit den Werken des Barockmeisters. Was fasziniert sie an Händels Musik? Einerseits, sagt Ulrike Schneider, sei die emotionale Ausdruckskraft Händels außerordentlich präzise: Man wisse meist nach drei Tönen, welche Stimmung gemeint sei. Und andererseits böten die Da-capo-Arien eine echte Herausforderung für jeden Regisseur und Sänger, weil man die musikalische Durcharbeitung der Gefühle ja auch szenisch füllen müsse.

Dass sie in den Barock-Opern zudem oft als Ersatz für Alt-Kastraten - und damit in Hosenrollen - agieren müsse, sei für sie eine wichtige Erfahrung gewesen. Denn durch diesen Geschlechtertausch, der eine andere Haltung fordert, habe sie darstellerisch viel gelernt.

Vor allem aber sei Händel ein intimer Kenner vokaler Möglichkeiten: "Man kriegt die Stimme fit", wenn man seine Arien singe, sagt Ulrike Schneider. Das wird sie an diesem Wochenende wieder unter Beweis stellen können, wenn rund 400 Sänger aus aller Welt den "Messiah" in der Händel-Halle aufführen - und Ulrike Schneider einmal mehr die Alt-Soli übernimmt. Längst zählt sie dieses Werk zu ihren Lieblingsstücken, während "Serse" und "Guilio Cesare" noch immer auf ihrer Wunschliste stehen. Überhaupt würde sie nach mehrjähriger Pause gern einmal wieder bei einer Opernhaus-Produktion zum Händel-Fest mitwirken. Ein Anliegen, dass man der halleschen Botschafterin im Vatikan wohl kaum abschlagen kann.

Eine Spezialisierung, wie sie in der Barock-Szene längst üblich ist, lehnt Ulrike Schneider dennoch ab. Sie will auch künftig die ganze Breite des Repertoires abdecken - nicht zuletzt deshalb, weil sie mit Figuren wie der Eboli in Verdis "Don Carlo" oder der Fürstin in "Suor Angelica" in Halle wahre Triumphe feiert. Dass dies auch andernorts wahrgenommen wird, liegt auf der Hand. Und doch will Ulrike Schneider der Händel-Stadt treu bleiben, solange sie hier anspruchsvolle Aufgaben findet. Die nächste wird der "Messiah" sein, von dem in diesem Jahr - zum zehnjährigen Jubiläum des Vereins und zum 250. Todestag des Komponisten - sogar ein CD-Mitschnitt entstehen soll. Und vielleicht weht ja ein Hauch von Heiligkeit durch die eher nüchterne Händel-Halle ... Benedikts Segen jedenfalls hat Ulrike Schneider bereits!

"Messiah" am Samstag um 19.30 Uhr in der Händel-Halle.