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TV-Tipp Zurück bleibt ein fremdes Kind: „Das bleibt unter uns“

Ein Ehepaar mit zwei Töchtern und Reihenhaus beschäftigt eine junge Mutter als Haushaltshilfe. Eines Tages verunglückt die Putzfrau - und ihr Kind bleibt bei der Familie zurück. Ein Versteckspiel beginnt.

Von Klaus Braeuer, dpa 29.03.2023, 12:07
Auf der Geburtstagsparty von Alexander (Hanno Koffler, l) mit seiner Frau Jana (Anna Unterberger, r) und Andrea (Britta Hammelstein).
Auf der Geburtstagsparty von Alexander (Hanno Koffler, l) mit seiner Frau Jana (Anna Unterberger, r) und Andrea (Britta Hammelstein). Gordon Muehle/ZDF/ARTE/dpa

Berlin - Dieses berührende Arte-Drama beginnt harmlos - ein Alltag wie bei vielen wohlhabenden Menschen. Jana (Anna Unterberger) ist Ehefrau und Mutter zweier Töchter. Zur Unterstützung im Haushalt bezahlt sie schwarz die Osteuropäerin Natalia (Kristina Yaroshenko). Doch als Jana ihre Putzkraft für eine eilige Besorgung losschickt, passiert die Katastrophe: Natalia ist für einen Moment unaufmerksam, läuft vor ein Fahrrad und fällt im Krankenhaus ins Koma.

Natalias achtjährige Tochter Anna (Anna Cheban) bleibt allein bei Jana zurück. Wie es nun weitergeht, davon erzählt der Spielfilm „Das bleibt unter uns“, der an diesem Freitag um 20.15 Uhr bei Arte zu sehen ist.

Als am späten Abend die Polizei klingelt, verheimlicht Jana das kleine Kind und die Hintergründe. Ihr wird klar, dass sie über Natalia, die aus der Republik Moldau stammte, nahezu nichts weiß. Nur dass diese schwarz für sie und alle ihre Freundinnen gearbeitet hat.

Gegen den Widerstand ihres überforderten Mannes Alexander (Hanno Koffler) - geachteter Anwalt und aufstrebender Kandidat für das Bezirksparlament - behält Jana das fremde Kind bei sich und ihren beiden Töchtern. Zumindest solange, bis sie die Wohngemeinschaft von Natalia in Berlin-Marzahn ausfindig macht und den dort ebenso illegal lebenden Freundinnen von Natalia das Geld für die Miete gibt.

Spannung ohne Moralkeule

Von der spannenden Frage, ob und wann die Existenz der kleinen Anna auffliegt, erzählt Regisseurin Verena S. Freytag (49, „Notruf Hafenkante“) ohne Moralkeule und recht spannend in ihrem Drama, das sich ganz allmählich aufbaut, bis das Ehepaar merkt, dass es in gehörigen Schwierigkeiten steckt. Wobei deutlich wird, dass das Hauptmotiv der beiden die Angst ist, dass die Schwarzbeschäftigung von Natalia vor allem finanzielle Unannehmlichkeiten für sie bedeutet - und ihren Freundeskreis gleich mit. Und auch das Jugendamt dürfte sich einschalten, wenn das wahre Schicksal von Anna herauskommt.

Anna Unterberger (37, „Steirerkrimi“, „Die Toten von Salzburg“) spielt sehr gut die liebevolle zweifache Mutter, die sich nun noch um ein drittes Mädchen kümmert. Sie ist allerdings auch die treibende Kraft für all die Lügen und Verdrehungen, die fortan ihre bisherige Anständigkeit bedrohen. Hanno Koffler (42, „Der Pass“) als Familienvater und angehender Politiker tut sich mit diesen neuen Gegebenheiten anfangs deutlich schwerer, weil er um seinen „guten Ruf“ fürchten muss. Bis ihm schließlich dämmert, dass sie sehr aufpassen müssen, dass wirklich alles „unter uns bleibt“.

Das geht natürlich nicht spurlos an diesem Paar vorüber, das in einen grundsätzlichen Streit gerät - über das, was wirklich wichtig ist im Leben. Immerhin wird den beiden bewusst, in welcher Wohlfühl-Blase sie bislang gelebt haben. Und dass es Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung gibt, denen es wesentlich schlechter geht und die dringend Hilfe benötigen, damit sie nicht abgeschoben werden. Schließlich wird Jana und Alexander klar, dass sie Verantwortung übernehmen und Konsequenzen tragen müssen - nicht nur für sich selbst.