Per Enkeltrick zu "Wer wird Millionär?" Wer wird Millionär? Mit Enkeltrick zu Günther Jauch
Köln/Lope - Günther Jauch eilt die Zuschauerreihen entlang, das Mikrofon stets erhoben. Im Kölner Fernsehstudio sucht der 60 Jahre alte Moderator jemanden, der gerade Geburtstag gefeiert hat. Einen runden Geburtstag.
Montagabend ist es, kurz vor 21 Uhr, auf RTL läuft die Quizshow „Wer wird Millionär?“, Millionen Menschen sehen im heimischen Wohnzimmer zu. Im Publikum aber sitzt bei dieser Dezember-Aufzeichnung auch Ursula Wegener. Es ist die erste Überraschungssendung des Jahres, Folge 66. Und noch ahnt die pensionierte Beamtin nicht, dass sie Minuten später auf dem Kandidatenstuhl sitzt.
Denn sie ist es, nach der Günther Jauch gerade sucht: Jüngst hat die Strombacherin ihren 80. Geburtstag gefeiert. „Ich habe eine Null drangekriegt“, verrät sie, als der Quiz-Mann die Treppe hochgeflitzt ist und plötzlich vor ihr stehen bleibt, um nach dem Geburtstag zu fragen. Und als Jauch dann der verdutzten Zuschauerin eröffnet, dass sie nun seine Kandidatin sei, lehnt Ursula Wegener das strikt ab: „Nein!“ Schließlich habe sie sich doch gar nicht gemeldet.
Hat sie auch nicht. Ihr Enkel Luis Wetzel, 20 Jahre alt und derzeit Student in Aachen, war es. Als die Oma nämlich den großen Geburtstag gefeiert habe, da sei er auf Hawaii baden gegangen, habe Urlaub gemacht. „Und ich weiß, wie gern Du mich dabei gehabt hättest“, erklärt der junge Mann seiner Großmutter vor der laufenden Fernsehkamera. Grund dafür, dass er sie für das Überraschungsquiz angemeldet hat, seie also eine Entschuldigung gewesen. „Und weil Du doch selbst eine echte Zockerin und ein so großer Fan der Sendung bist“, ergänzt der Enkel. „Und weil Du gern eine Kreuzfahrt mit der ganzen Familie machen möchtest.“
Die Ruheständlerin schüttelt den Kopf: „Warum hast Du mir das angetan?“, kommentiert sie – wenig begeistert – den „Enkeltrick“. Prompt attestiert Günther Jauch der Verwandtschaft eine „Mafia-ähnlich organisierte Familienverschwörung“. Eingeweiht sind nämlich alle. Und nach Luis Wetzel spaziert die gesamte Familie ins Fernsehstudio und nimmt an einer festlich gedeckten Geburtstagstafel Platz: „Sorry, Omi“ steht mit kunterbunten Schokolinsen auf die Torte geschrieben.
Da aber sitzt die 80-Jährige schon auf dem Stuhl Jauch gegenüber. „Meine Kniee zittern“, bekennt sie. Und meistert die erste Frage für 50 Euro: „Wer sich zu Hause in den Finger schneidet, tut sich im eigenen ... ?“ – „Heim weh“, vollendet die Kandidatin wider Willen ohne einen Moment des Überlegens. Zuvor hat sie auf den vierten Joker verzichtet und sich für die sichere Variante entschieden: Steigt sie dank richtiger Antworten und clever genutzter Joker über den Betrag von 16 000 Euro, würde sie im Falle eines späteren Scheiterns diese Summe garantiert mit nach Hause nehmen.
Doch es kommt ohnehin besser – obwohl die Gummersbacherin „Angst genug hat“, wie sie sagt, als ihr der Enkel ein Stück Geburtstagskuchen anbietet. Trotz Angst aber weiß die Mutter von zwei Töchtern, dass Anthurien ganzjährig blühende Blumen sind und dass es auf Zypern zwei Zeitzonen gibt. Die Joker verbraucht Ursula Wegener bei 2000, 32 000 und zuletzt bei 125 000 Euro – ihrer Gewinnsumme, da sie anschließend aussteigt, denn die 500 000-Euro-Frage – „Canopus und Capella findet man auf der Liste der zehn ... ?“ – liegt ihr nicht. Dafür weiß sie aber sofort, wofür sie dieses Geld ausgeben möchte: „Für eine Karibik-Kreuzfahrt mit der engsten Familie, das sind acht Leute.“ Und auch Enkel Luis dürfe mitreisen. Der bekam ebenfalls sein Fett weg: Freunde bauten dem 20-Jährigen bei Facebook eine Fanseite und feierten ihn darauf als „Entertainment-Hoffnung 2017“.