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TV-Studio statt Turnhalle: Hambüchens Olympia-Premiere

15.02.2018, 13:27
Fabian Hambüchen (r) im Gespräch mit Eric Frenzel, Fahnenträger der deutschen Olympiamannschaft. Foto: Thomas Bremser
Fabian Hambüchen (r) im Gespräch mit Eric Frenzel, Fahnenträger der deutschen Olympiamannschaft. Foto: Thomas Bremser dpa

Pyeongchang - „Wie enttäuscht sind Sie?” Diese Frage hat Fabian Hambüchen immer wieder gehört während seiner Turnerkarriere - und sich innerlich stets darüber geärgert.

„Du brauchst keinen Sportler fragen, wie enttäuscht er nach einer Niederlage ist. Da ärgert er sich schon genug”, sagt Hambüchen in Pyeongchang. Dort ist der dreimalige Olympia-Teilnehmer für den TV-Sender Eurosport im Einsatz - und interviewt unter anderem die deutschen Wintersport-Asse.

„Ich kann durch meine eigenen Erfahrungen ganz anders herangehen an die Interviews. Vor allem die mentale Ebene im Leistungssport verstehe ich total und kann da ganz anders nachfragen”, erklärt der Reck-Olympiasieger. Nach Niederlagen will er einfühlsam mit den Olympioniken umgehen. Zu den ersten Gästen im kleinen TV-Studio im Deutschen Haus gehörten der deutsche Fahnenträger und Kombinations-Olympiasieger Eric Frenzel sowie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Für Hambüchen ist es eine Olympia-Premiere: Nach vier Sommerspielen mit dem Gold-Abschluss in Rio erlebt er das olympische Flair erstmals als Journalist, und das auch noch im Winter. „Jetzt sehe und erlebe ich viel mehr. Ich kann das alles auch viel entspannter angehen und habe nicht den Druck, sportliche Leistungen abliefern zu müssen”, berichtet er.

Groß vorbereiten muss sich der 30-Jährige nicht für seine Interviews. Notizen zur Vita, ein paar vorformulierte Fragen. Der Rest ergibt sich aus dem Gespräch. „Die Sportler sehen mich ja nicht als reinen Journalisten. Das sind eher Gespräche auf Augenhöhe.”

Hambüchen ist einer von mehreren Olympia-Rentnern, die in Pyeongchang als TV-Experten dabei sind, darunter die frühere Skirennfahrerin Maria Höfl-Riesch (ARD) und die ehemaligen DSV-Skispringer Martin Schmitt und Sven Hannawald (Eurosport).

„Als Ex-Sportler habe ich den Vorteil der praktischen Erfahrung. Das kann man sich nicht anlernen”, erklärt Hannawald. „Ich komme ab und zu an meine Grenzen, wenn ich Sachverhalte im Skispringen beschreiben will. Ich weiß genau, was ich als Sportler machen würde. Das zu beschreiben, ist aber sehr schwer.”

Der 43-Jährige, der vor mehr als zwölf Jahren seine aktive Karriere beendete, verspürt immer noch ein Kribbeln, wenn er dicht an der Schanze steht. Sein neuer Arbeitskollege Hambüchen habe sich dagegen an das winterliche Arbeitsumfeld gewöhnen müssen. „Bei der Vierschanzentournee kam er mit Sneakers und Jeans an die Schanze. Er hat relativ schnell eingesehen, dass das die falsche Kleidung ist”, erinnert sich Hannawald.

Hambüchen hat sichtlich Spaß an seinem neuen Job in Pyeongchang. Und sein Vater Wolfgang, der den Kunstturner trainierte, hat sich auch noch nicht beschwert. „Wir senden in der Regel nachmittags deutscher Zeit, und da ist mein Vater meist in der Turnhalle. Nach den Spielen werde ich seine Kritik wieder zu hören bekommen”, sagt Hambüchen lachend. (dpa)