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TV-Tipp Terror im Kopf? Das Psycho-Drama „Exil“ auf Arte

Eine tote Ratte am Zaun, der Kinderwagen in Flammen, Ausgrenzung im Büro - Pharmaingenieur Xhafer wird offenbar gemobbt. Der Arte-Film „Exil“ fragt: Geht es um Rassismus oder mögen ihn die Kollegen einfach nicht?

Von Ute Wessels, dpa Aktualisiert: 10.08.2022, 14:15
Nachdem jemand eine tote Ratte an seinem Gartentor angebracht hat, schaut sich Xhafer (Misel Maticevic) völlig perplex um.
Nachdem jemand eine tote Ratte an seinem Gartentor angebracht hat, schaut sich Xhafer (Misel Maticevic) völlig perplex um. Komplizen Film/WDR/Arte/dpa

Berlin - Ein Familienvater spürt Ausgrenzung am Arbeitsplatz. Weil er vor vielen Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen ist, glaubt er an einen rassistischen Hintergrund.

Seine deutsche Ehefrau kann sich das nicht vorstellen und wirft ihm Selbstmitleid vor. Arte zeigt das knapp zweistündige Drama „Exil“ am Mittwoch um 20.15 Uhr. Ein Film mit Tiefe und überraschenden Wendungen, aber auch mit einigen Längen.

Der ebenfalls aus dem Kosovo stammende Regisseur und Drehbuchautor Visar Morina zeigt den Blickwinkel des Protagonisten, der sich zunehmend verfolgt und unverstanden fühlt. Und je mehr er sich verfolgt fühlt, desto weniger versteht ihn sein Umfeld.

Hätte Xhafer (Mišel Matičević) keinen Migrationshintergrund, wäre dann alles anders? Oder würde auch dann die tote Ratte am Gartenzaun baumeln? Und würden ihm seine Kollegen auch dann wichtige Informationen vorenthalten?

Für den Pharmaingenieur ist Deutschland seine zweite Heimat. Mit seiner Ehefrau Nora (Sandra Hüller) hat er zwei Töchter und einen erst wenige Monate alten Sohn. Die Familie lebt in einem Haus mit Garten. Ganz perfekt ist die Idylle nicht. Auf der Bürotoilette hat Xhafer immer wieder Sex mit der albanischen Putzfrau. Nora kümmert sich um die Kinder und schreibt nebenbei an ihrer Doktorarbeit. Bei ihr wächst der Frust, weil sie beruflich nicht vorankommt.

Für Xhafers Mobbingvorwürfe gegen die Kollegen hat Nora kein Verständnis, auch dann nicht als der Kinderwagen angezündet wird. Das Paar streitet immer häufiger. „Du weißt doch gar nicht, was es heißt, ein Fremder zu sein in diesem möchtegern-kultivierten und zutiefst verlogenen Land!“, poltert Xhafer. Entweder werde man offensichtlich rassistisch oder wie ein Minderbemittelter behandelt.

Xhafer entwickelt zunehmend einen Tunnelblick. So düster und kalt wie die Stimmung ist auch die Atmosphäre im Büro: fensterlose Flure mit Neonlicht. Der Mann hat seinen Kollegen Urs (Rainer Bock) im Verdacht, den Hass gegen ihn zu schüren. Er sucht das Gespräch mit seinem Chef - und fühlt sich einmal mehr nicht ernst genommen. Seine Wut wächst. Aber: Liegt er mit seinen Anschuldigungen völlig falsch?

Matičević und Hüller überzeugen mit intensivem Spiel und lassen die Zuschauer teilhaben an der auseinanderdriftenden Sicht Xhafers und Noras auf die Geschehnisse. Für den Familienvater wird der Gang ins Büro zum Psychoterror - die Filmmusik von Benedikt Schiefer - die oft aus schrillen Klängen besteht - unterstreicht und verschärft die angespannte Stimmung. Kann Xhafer den Konflikt lösen?