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Tatort-Vorschau Tatort-Vorschau: "Wer jetzt allein ist" an vielen Stellen unausgegoren

Von Anne Burgmer 21.05.2018, 14:58
Die beiden Ermittlerinnen Henni Sieland (l, Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) in einer Szene des Tatort "Wer jetzt allein ist".
Die beiden Ermittlerinnen Henni Sieland (l, Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski) in einer Szene des Tatort "Wer jetzt allein ist". MDR/Daniela Incoronato

Die 22-jährige Studentin Doro wird auf dem Parkplatz vor einem Dresdner Club erdrosselt. Ihre Mitbewohnerin muss alles am Handy anhören und schwebt danach ebenfalls in Gefahr. Von ihr erfahren die Kommissarinnen Henni Sieland (Alwara Höfels) und Karin Gorniak (Karin Hanczewski), dass Doro als „Birdy“ in einem Online-Datingportal unterwegs war. Von ihren dortigen Bekanntschaften haben sich einige als „Vogeljäger“ zusammengeschlossen, weil sie von ihr angeblich mit falschen Versprechungen um Geld betrogen wurden.

Weil es am Tatort keine verwertbaren Spuren gab, und sie anders nicht weiterkommen, schreiben die Polizistinnen, die beiden Männer aus der Gruppe, die kein Alibi haben, in dem Portal an. Sehr zum Missfallen ihres Chefs Schnabel (Martin Brambach) trifft Karin den gutaussehenden und reichen Andreas (Daniel Donskoy), Henni den zurückhaltenden Petrick (Aleksandar Javanovic).

Durchaus reizvolle Konstellation

Erol Yesilkayas Buch konzentriert sich sehr auf die ja auch durchaus reizvolle Konstellation „Polizistin entwickelt Gefühle für Verdächtigen“, denn Karin hat echtes Interesse an Andreas. So wird etwa der Betreiber der Plattform „Love Tender“, der Doros Profil nutzte, um an das Geld der Männer zu kommen, nur einmal kurz befragt und taucht dann nie wieder auf. Diese Fokussierung auf die Undercover-Ermittlungen ermöglicht einen intensiven Blick auf die beiden Verdächtigen und ihren Umgang mit Frauen. Und genau da liegt das größte Problem dieses Krimis. Yesilkayas greift nämlich ganz tief in die Klischeekiste.

Da ist zum einen der smarte Andreas, der einsam in seiner Villa sitzt und Bindungsängste zu haben scheint, weil er früh von seiner Mutter verlassen wurde. Petrick hingegen hockt in seiner Bruchbude, pflegt die kranke Mutter aufopferungsvoll und hat ansonsten keinerlei soziale Kontakte.

Film leidet an der altern „Tatort“-Krankheit

Und dass es nicht die allerbeste Idee ist, sich mit einem Mordverdächtigen mal direkt in dessen Wohnung zu treffen, hätte wohl auch den Kommissarinnen klar sein müssen. So ist „Wer jetzt allein ist“ leider an vielen Stellen unausgegoren. Und der Film leidet zudem an der alten „Tatort“-Krankheit, dass der Zuschauer ahnt, dass da noch mehr hinter dem Fall stecken muss, wenn schon nach 70 Minuten ein Täter gefunden zu sein scheint.