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"Tatort"-Vorschau Tatort-Vorschau: Warum sich der "Der Pakt" aus Saarbrücken am Sonntag nicht lohnt

Von Rebecca Jungbluth 27.01.2019, 13:00
 Anika Jahn (Lucie Hollmann) mit Dr. Bindra (Franziska Schubert) 
 Anika Jahn (Lucie Hollmann) mit Dr. Bindra (Franziska Schubert)  SR-Kommunikation

Die beiden Schwesternschülerinnen Anika Jahn (Lucie Hollmann) und Vanessa Bohn sehen sich zwar ähnlich, könnten vom Wesen her aber unterschiedlicher nicht sein. Während Vanessa die Party im Schwesternwohnheim vorbereitet, macht sich Anika auf den Weg zum ehrenamtlichen Verein „Mediziner für Asyl“.

Dort hilft sie Dr. Annemarie Bindra (Franziska Schubert) bei der Behandlung illegaler und geduldeter Flüchtlinge. An diesem Abend wird es besonders spät. Als Anika wieder ins Wohnheim kommt, liegt Vanessa nackt in ihrem Bett. Sie ist tot. Jemand hat sie mit dem Gürtel eines Bademantels erdrosselt. Anikas Schock ist groß. Wer würde Vanessa so etwas antun? Oder hatte der Täter es auf sie abgesehen?

Erster Einsatz für Kommissarin Emmrich

Als das Diensthandy der Kriminalpolizei klingelt, ist es der erste Einsatz für die frischgebackene Kriminalkommissarin Mia Emmrich (Sandra Maren Schneider). Sie macht sich zusammen mit Kriminalhauptkommissar Jens Stellbrink (Devid Striesow) auf den Weg zum Schwesternwohnheim.

Dieser „Tatort“ aus Saarbrücken ist Devid Striesows letzter Fall als einsamer Kriminalhauptkommissar Jens Stellbrink. Verzögerte Reaktionen, überzogene Gesten und lange Redepausen machen aus dem Kommissar mehr eine theatralische Kunstfigur als einen Menschen aus Fleisch und Blut. Aber auch andere Ensemblemitglieder schaffen es nicht, ihre Charaktere mit Leben zu füllen. Franziska Schubert beispielsweise kauft man die Rolle als ambitionierte Ärztin mit Herz nicht ab. Zu gekünstelt ist ihre Aufregung, zu gleichgültig ist sie gegenüber ihren Patienten.

Weder spannend noch sehenswert

Leider ist „Der Pakt“ nach dem Drehbuch von Michael Vershinin und Zoltan Spirandelli weder spannend noch sehenswert. Regisseur Zoltan Spirandelli kann sich wie beschrieben nicht auf das Können der Schauspieler verlassen. Es macht keinen Spaß, den Ermittlern bei der Lösung des Mordes zuzuschauen. Eine unbedachte Übersprunghandlung jagt die nächste.

Die Geschichten der Flüchtlinge sollen wohl Mitgefühl erzeugen. Wie ist es ohne Heimat zu sein? Wie fühlen sie sich in einem fremden Land, in dem sie die Bräuche, die Sitten und die Sprache nicht kennen? Dazu die ständige Angst, wieder in das Geburtsland abgeschoben zu werden, wo Krieg, Verfolgung und Hunger auf sie warten.

Empathie bleibt auf der Strecke

Leider verpasst der „Tatort“ hier die Chance, einen wertvollen Beitrag zur Flüchtlingsdebatte zu leisten. Der Krimi präsentiert nämlich nur weinerliche, austauschbare Charaktere, anstatt nachhaltige Schicksale, die berühren. Darüber vergisst er aber auch, dass er eigentlich ein Krimi ist und verkommt zu einem leidvollen Drama. Empathie vermittelt der Film nicht. Und das ist schade.