"Tanzmariechen" Tatort "Tanzmariechen" mit Ballauf und Schenk: Karnevalskritik im Kölner "Tatort" - bis kurz vor Schluss

Köln - Der „Tatort: Tanzmariechen“ lief am Sonntag, 19. Februar, um 20.15 Uhr auf ARD.
Der Fall
Kurz vor Saisonbeginn wird Elke Schetter (Katja Heinrich), erfolglose Trainerin der Tanzgruppe „De Jecke Aape“, brutal ermordet. Schnell landet Vereinspräsident Günther Kowatsch (Herbert Knaup) im Visier der Ermittler. Kurz vor der Tat hatte es einen Streit zwischen ihm und Schetter gegeben. Es ging um den ausbleibenden Erfolg der „Jecken Aapen“. Doch auch unter den Tänzerinnen gibt es Ärger: Saskia Unger (Sinja Dieks) und Annika Lobinger (Natalia Rudziewicz) streiten schon lange um die Position des ersten Tanzmariechens. Möglicherweise hat aber auch der Suizid der 16-jährigen Evelyn Pösel (Stella Holzapfel) etwas mit dem Mordfall zu tun. Saskia und die anderen Mädchen hatten sie im Internet gemobbt. Ihr Vater Rainer Pösel (Tristan Seith) macht Elke Schetter für den Tod seiner Tochter verantwortlich.
Die Auflösung
Ziemlich viele Verdächtige, ziemlich viele Menschen aus Schetters nächstem Umfeld, die sauer auf die Tanztrainerin waren. Doch schon die erste Szene des „Tatort: Tanzmariechen“ weist offensichtlich darauf hin, was im späteren Verlauf ausschlaggebend für den Fall sein wird: Evelyn Pösels Suizid.
Das Geplänkel mit Kowatsch, Lobinger und anderen Tänzerinnen aus dem Verein ist deswegen eher langatmig. Zwischendurch verdächtigen Ballauf und Schenk auch den aufbrausenden Rainer Pösel. Am Ende ist es allerdings die ruhige, unauffällige Mutter Martina Pösel (Milena Dreissig), die Schetter im Affekt tötete. Sie wollte die verbliebenen Gegenstände ihrer Tochter aus dem Vereinsheim abholen, doch Schetter ertappte sie und beanspruchte das Tanz-Outfit sowie die gewonnen Preise Evelyns für den Verein. Martina Pösel reagierte im Affekt und schlug mit einer von Evelyns Trophäen zu.
Zum Schluss wird es noch einmal dramatisch: Als die Kommissare auf Pösel als Täterin kommen, ist diese bereits zur Südbrücke gefahren – dem Ort, an dem sich ihre Tochter Evelyn in den Tod stürzte. Doch die Ermittler schaffen es in einem physikalisch eher fragwürdigen Stunt, Martina Pösel nach ihrem Sprung noch am Handgelenk zu packen und zu retten.
Die Kommissare
Es ist kurz vor Karneval – auch im Kommissariat. Während Freddy Schenk als eingefleischter Karnevalist ein Prinzessinnenkleid für seine Enkelin organisieren will, moniert Max Ballauf fast im 20-Minuten-Takt, wie wenig er doch von „Fasching“ halte. Beide stellen das, was sie darstellen sollen, ganz gut dar. Es gibt wenig emotionale Ausbrüche, weder positiv noch negativ.
Einzig Assistent Tobias Reisser (Patrick Abozen) hat diesmal mehr zu tun und gibt wichtige Hinweise, die zur Auflösung des Falles führen. Gleichzeitig spielt sich noch eine kleine Nebenhandlung den Assistenten ab: Reissers Lebensgefährte kommt ins Büro, da er das Prinzessinnenkleid für Schenks Enkelin organisiert hat. Schenk erwischt das schwule Paar beim Turteln und ist wenig begeistert. Im Gespräch mit Kollege Ballauf muss er sich dann rechtfertigen. Es gehe ihm nicht darum, dass es zwei Männer seien, sondern, dass das Büro kein Ort für Küsse oder Umarmungen sei.
Fazit
Der „Tatort: Tanzmariechen“ folgt dem üblichen Schema. Es passiert ein Mord, es wird ermittelt, es wird aufgelöst. Leider ist jedoch von Anfang an zu offensichtlich, wer etwas mit dem Mord zu tun hat und wer nicht.
Interessanter ist der Fokus, den Drehbuchautor Jürgen Werner auf den Kölner Karneval legt. Er zeigt die Verbissenheit und die Ernsthaftigkeit, mit der beispielsweise Tanzgruppen wie „De Jecke Aape“ auftreten. Das erste Tanzmariechen Saskia Unger benutzt Aufputschmittel, um einen Ermüdungsbruch auszuhalten. Innerhalb der Gruppe gibt es einen starken Konkurrenzkampf. Die Tänzerinnen hatten Evelyn Pösel im Internet gemobbt, weil sie zu gut war und sich Saskia Unger in ihrer Position bedroht sah. Auch Vater Pösel, der seinen Sohn zum Büttenreden zwingt und für den der Karneval das Leben bedeutet, zeigt kritisch, dass es auch ein „too much“ gibt.
Leider wird diese Kritik am übertrieben ausgelebten Karneval in der letzten Szene gebrochen: Während die ganze Zeit der Fokus auf die negativen Aspekte gelegt wurde, wird in der letzten Szene Karneval als positives und witziges Ereignis dargestellt. Schenk, Reisser und sein Lebensgefährte kommen verkleidet ins Büro und nehmen den Karnevals-Muffel Ballauf mit auf eine Party.
