Tatort "Durchgedreht" Tatort "Durchgedreht": Kein schonender Einstieg in die neue "Tatort"-Saison

Der Fall
Freya Rödiger (Andrea Kratz) und ihr kleiner Sohn wurden brutal in einem Einfamilienhaus in der Nacht ermordet, nur die acht Jahre alte Tochter Anna (Julie-Helena Sapina) überlebte, weil sie sich im Keller verstecken konnte. Das Kind war traumatisiert und sprach nicht über das Erlebte. Auch ihr Vater Sven Habdank (Alexander Beyer), der während der Tat auf Dienstreise war, erwies sich als keine große Hilfe für die Kommissare..
Die Auflösung
Die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) hatten es mit eine ganzen Reihe Verdächtiger zu tun. Die Beziehung von Habdank und seiner Frau war nicht besonders glücklich, sein Bruder Michael (Christian Erdmann) hingegen schien sich außergewöhnlich gut mit seiner Schwägerin zu verstehen. Und auch Freyas Schwester Hilde (Nicola Schössler) und deren Mann Gunnar (Stephan Szasz) hatten kein ungetrübtes Verhältnis zu der Familie der Getöteten. Außerdem hatte Habdank, der als Steuerfahnder arbeitet, Stress mit einem Bauunternehmer und einem Journalisten, gegen die er ermittelte.
Es machte allerdings relativ früh den Eindruck, dass die beiden Geschichten um die Steuersünder nur der Ablenkung dienten. Und so war es dann auch. Gunnar hatte den Niedergang seine Firma, den Verlust seines Jobs und das Gefühl, von Freya wegen des verkauften Grundstücks betrogen worden zu sein, nicht ertragen und war durchgedreht.
Die Kommissare
Ballauf und Schenk blieben ihren eingespielten Rollen treu. Schenk ist der mitfühlende Familienvater, Ballauf fehlt es an Empathie für die Probleme in einer Familie. Assistent Tobias (Patrick Abozen) durfte im letzten Fall mal ein bisschen mehr von sich zeigen, als nur den Faktenlieferanten. In „Durchgedreht“ musste er allerdings wieder in diese Rolle zurück. Von ihm gab es wenig zu sehen. Eigentlich schade, weil er eine interessante Figur ist.
Fazit
Nein, einen schonenden Einstieg in die neue „Tatort“-Saison gewährte der Kölner Fall „Durchgedreht“ den Zuschauern nicht. Im Gegenteil, es waren harte erste Minuten, die Drehbuchautor Norbert Ehry dem Publikum zumutete. Allerdings konnte der Film die Wucht, die er am Anfang hatte, nicht über die 90 Minuten retten. Bis zum leider ziemlich überzogenen Showdown ging die Spannungskurve deutlich nach unten, auch weil einige der gelegten Fährten arg konstruiert wirkten.
So lenkten die Diskussionen über Steuergerechtigkeit vom wesentlichen – und starken – Hauptthema des Krimis ab: Da wäre es besser gewesen, sich auf die Familienverflechtungen, die Angst vor sozialem Abstieg, Eifersucht und Neid zu konzentrieren, zumal sich Regisseurin Dagmar Seume ganz auf ihre Schauspieler verlassen konnten, die alle eine überzeugende Leistung boten.