Polizeiruf 110 "Im Schatten" Polizeiruf 110 "Im Schatten": Polizeiarbeit macht einsam und depressiv

Der Fall
Am Hafen in Rostock wollten Kripo und Zoll einen Drogenhändler festnehmen. Doch die Aktion wurde verraten, es gab zwei Tote – den mutmaßlichen Schmuggler und seine Freundin. Einen Tag später wurde dann auch noch der Einsatzleiter erschossen aufgefunden.
Für Katrin König (Anneke Kim Sarnau) und Alexander Bukow (Charly Hübner) deutete alles auf die Mafiaorganisation Ndrangheta hin, die von Rostock aus ihre Drogen nach Skandinavien verschickt. Doch auch im Umfeld des toten Zollfahnders verhielten sich einige verdächtig. Und dann tauchte auch noch ein alter Bekannter auf, der den Fall für König zusätzlich erschwerte.
Der Täter
Man ahnte früh, dass mit Zollfahnderin Jana Zander (Elisabeth Baulitz) irgendetwas nicht stimmte. Sie war es, die den Verdächtigen bei dem aus dem Ruder gelaufenen Einsatz erschossen hatte. Sie schaltete sich – sehr zum Missfallen von König – in die Ermittlungen ein. Dass sie ihren Ziehvater selbst erschossen hatte, war dann aber doch eine Überraschung. Der hatte herausgefunden, dass sie die Seiten gewechselt hatte. Die ehrgeizige Zollfahnderin war zu der Erkenntnis gekommen, dass der Kampf gegen die Mafia nicht zu gewinnen war und machte deshalb gemeinsame Sache mit ihr. Und wie eine der letzten Szenen zeigte, war sie nicht die einzige.
Die Ermittler
Drehbuchautor Florian Oeller und Regisseur Philipp Leinemann gaben ihren beiden Protagonisten im neuen „Polizeiruf 110“ reichlich Gelegenheit, die Abgründe des menschlichen Lebens auszuloten – und das sowohl im Beruf als auch im Privatleben. So wie sie ihr Leben nicht auf die Reihe bekommen, ist es auch mit ihrer Zusammenarbeit. Immer noch beim „Sie“ kamen sie sich beim gemeinsamen Besäufnis in einer wunderbar gespielten Szene ein wenig näher, doch natürlich war Bukows Annäherungsversuch zum Scheitern verurteilt. Anneke Kim Sarnau und Charly Hübner gehören auf jeden Fall zu den interessantesten Ermittlern.
Die Wahl des Themas
Wie Autor Oeller, der mit „Im Schatten“ sein drittes „Polizeiruf“-Drehbuch vorlegte, sagte, wollte er mit dem Fall auf die Verflechtungen der Mafia in die deutsche Wirtschaft aufmerksam machen.
„Die Ndrangheta ist bestens finanziert und vernetzt, wobei sich ihre legalen und illegalen Geschäfte mehr und mehr gleichen und gegenseitig bedingen.“ Deutschland diene als gigantische Geldwaschanlage. Oeller fordert deshalb die Schließung von Lücken in der Anti-Mafia-Gesetzgebung, denn deutsche Strafverfolger würden gehindert, der Mafia Grenzen zu setzen.
Fazit
Polizeiarbeit macht einsam und depressiv, das scheint die aktuelle Lösung für Fälle des „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ zu sein. Bukow leidet unter seiner Scheidung und der Entfremdung von seinem Sohn, König überlegt, Rostock zu verlassen, die Kollegen verzweifeln an der Übermacht der organisierten Kriminalität und daran, nicht mal mehr den eigenen Leuten trauen zu können. Das Drehbuch von Florian Oeller packt Kameramann Jan Fehse passend zum Titel „Im Schatten“ in düster-graue Bilder. Ostsee-Idylle sieht anders aus.