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"Polizeiruf 110" "Polizeiruf 110" aus Frankfurt: Der Mitrat-Krimi um Olga Lenski überzeugt mit unaufgeregten Darstellern

Von Anne Burgmer 26.11.2018, 05:00
Szene aus dem Polizeiruf 110.
Szene aus dem Polizeiruf 110. rbb/ARD

Der Fall Sikorska
Die 19 Jahre alte Paula Borchert wurde tot aus der Oder in der Nähe von Frankfurt geborgen. Sie arbeitete als Au-pair-Mädchen bei der wohlhabenden Familie Heise. Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) und ihr Kollege Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) stießen bei ihren Recherchen auf einen alten Fall im Umfeld der Familie: Vor 15 Jahren verschwand Julia Sikorska, Tochter von Katarzyna Heise (sehr überzeugend: Lina Wendel) und Stieftochter von Gerd Heise (Götz Schubert) spurlos. Julias leiblicher Vater Pawel Sikorski (Krzysztof Franieczek) verdächtigte seitdem den neuen Mann seiner Ex-Frau, Julia sexuell missbraucht und umgebracht zu haben.

Die Auflösung
Es gab zwei Täter in diesem Fall. Marcin (Filip Januchowski), der Freund von Paulas Freundin Milena (Amanda Mincewicz), hatte es nicht verwunden, dass Paula ihn nicht so sehr begehrte wie er sie. Er tötete sie und brachte die Leiche zum Fluss. Mit der Familie Heise hatte Paulas Tod also nichts zu tun. Dennoch löste er die Aufklärung von Julias Verschwinden auf. Wie sich herausstellte, hatte Gerd Heise (Götz Schubert) seine Stieftochter tatsächlich getötet und die Leiche in den Brunnen im Garten des Hauses geworfen.

Die Kommissare
Sowohl Maria Simon als auch Lucas Gregorowicz überzeugten durch ihr unaufgeregtes Spiel. Was jedoch irritierte, war die Tatsache, dass sie sich auch in ihrem sechsten Fall merkwürdig fremd blieben. Das lag auch daran, dass jegliches Privatleben – wie etwa Olga Lenskis Tochter – in diesem Film konsequent ausgespart wurde. Ein bisschen mehr Interaktion wäre durchaus wünschenswert.

Fazit
„Der Fall Sikorska“ (Regie: Stefan Kornatz, Buch: Bernd Lange, Hans Christian Schmid), der neue „Polizeiruf 110“ aus dem deutsch-polnischen Grenzgebiet war ein klassischer Whodunit-Krimi, bei dem die Auflösung erst ganz am Schluss stand. Die tiefe Entfremdung innerhalb der Familie Heise fing der Film sehr glaubwürdig ein, was auch an den guten Leistungen der Schauspieler lag.

Auch das realitätsnahe, aber beiläufige Erzählen der Lebenswirklichkeit im deutsch-polnischen Grenzgebiet, das unter anderem dazu führte, dass relativ viele Szenen untertitelt wurden, da die Figuren Polnisch sprachen, konnte überzeugen. Hier wurde ernst genommen, dass der Film in zwei Ländern spielte. Gut gelöst war auch, dass der Film, die Gewalt, von der erzählte, nie zeigte, nur andeutete. Die Bilder entstanden im Kopf.

In seiner Erzählstruktur geriet der „Polizeiruf“ allerdings leider ein wenig konventionell, aber für Freunde des klassischen Mitrat-Krimis war das ein gelungener Abend.