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Neu in der Mediathek Opfer der Repression: Film über Politgefangene in Russland

Wer den Kreml oder den Krieg gegen die Ukraine kritisiert, der gilt in Moskau als Staatsfeind. Eine Dokumentation erzählt vom Leiden politischer Häftlinge und der Menschen, die sich um sie sorgen.

Von dpa 28.11.2025, 05:30
Die russische Justiz verurteilte zwei Theatermacherinnen wegen angeblicher Rechtfertigung von Terrorismus. (Archivbild)
Die russische Justiz verurteilte zwei Theatermacherinnen wegen angeblicher Rechtfertigung von Terrorismus. (Archivbild) Alexander Zemlianichenko/AP/dpa

Berlin - Zum Beispiel Alexandra Skotschilenko: Die russische Künstlerin erhielt in St. Petersburg sieben Jahre Haft, weil sie kleine Preisschilder im Supermarkt durch Anti-Kriegs-Parolen ersetzte. Oder die Theatermacherin Jewgenija Berkowitsch: Sechs Jahre, weil die Justiz ihr Stück - eine Warnung vor dem Terrorismus - als Rechtfertigung von Terror auslegte.

Seit Kremlchef Wladimir Putin 2022 die Invasion in die Ukraine befahl, ist in Russland die Repression gegen Andersdenkende und Kritiker weiter verschärft worden. Verurteilung und Gefängnis können fast jeden treffen - davon erzählt der bedrückende Dokumentarfilm „Staatsfeinde - Russlands politische Gefangene“. 

Bei der ARD ist der Film von Manon Louizeau, Ekaterina Mamontova und Sacha Koulaeva seit Freitag (28. November) in der Mediathek verfügbar, auf den Kanälen der Deutschen Welle ab 6. Dezember.

Mit 14 als „Politischer“ im Knast

Arseni Turbin war erst 14 Jahre alt, als er spöttische Videos mit Kritik an Putin postete. Er wurde zu fünf Jahren Jugendknast verurteilt und ist vermutlich Russlands jüngster politischer Gefangener. 

Weil die Heldinnen und Helden des Films nur in kurzen Gerichtsszenen zu sehen sein können, erzählt der Film von den Nöten der Familien und Freunde. Die verzweifelte Irina Turbina, Arsenis Mutter, muss für jeden Gerichtstermin aus der Provinz anreisen. Auf einmal ist der Sohn, von Zellennachbarn zusammengeschlagen, im Gefängnis nicht mehr auffindbar. 

Tatjana Orlowa, Frau des Memorial-Mitbegründers Oleg Orlow, fährt 1.000 Kilometer von Moskau nach Sysran in der Hoffnung, dass ein Treffen mit ihrem Mann im Gefängnis erlaubt wird. Nadeschda Skotschilenko bemüht sich aus dem Exil in Frankreich, Unterstützung für ihre Tochter zu organisieren.

Verdeckte Aufnahmen aus dem Gefängnis

Besonders eindrucksvoll sind die Aufnahmen aus den heruntergekommenen, überfüllten russischen Gefängnissen, unbemerkt gedreht von der Menschenrechtlerin Anna Karetnikowa. Von den Protagonisten des Films sind bislang nur Orlow und Skotschilenko bei einem großen Gefangenenaustausch zwischen Russland und dem Westen 2024 freigekommen. Alle anderen sind weiter in der Gewalt des russischen Gefängnissystems.