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"Nachtdienst" aus München "Nachtdienst" aus München: Dieser "Polizeiruf" forderte viel Durchhaltevermögen

Von Anne Burgmer 07.05.2017, 20:12
Hanns von Meuffels ermittelt im Johannishof.
Hanns von Meuffels ermittelt im Johannishof. WDR Presse und Information/Bildk

Am Sonntagabend ermittelte von Meuffels erneut im Münchener „Polizeiruf 110“.

Der Fall

Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) wollte eigentlich gerade nach Hause gehen, als die verwirrte 80 Jahre alte Elisabeth Strauß (Elisabeth Schwarz) bei der Polizei auftauchte. In dem Seniorenheim, in dem sie lebte, sei jemand umgebracht worden. Der Kommissar begleitete die alte Dame. Die überforderten Pfleger dort räumten zwar ein, dass ein Mann gestorben sei, allerdings durch einen Sturz. Den Mord habe sich die demente Frau nur eingebildet. Doch von Meuffels fand Blutspritzer an der Wand und war sicher, dass der Tote erschlagen wurde.

Die Auflösung

Für van Meuffels sah es in diesem Polizeiruf lange Zeit so auf, als sei nur der Tod des älteren Herren zu klären. Für den war die überforderte Pflegerin Marija Abramovich (Marina Galic) verantwortlich. Der frühere Professor hatte die Frau immer wieder belästigt, in dieser Nacht wurde es ihr zu viel und sie schlug ihn nieder.

Aufgrund der Erzählweise dieses „Polizeiruf“ wusste der Zuschauer jedoch schon von Beginn an, dass sich noch irgendetwas anderes hinter diesem Fall verbergen musste. Denn gleich am Anfang sah man Hanns von Meuffels am Bett der erschossenen Elisabeth Strauß stehen, im Rücklauf ging er dann an dem ebenfalls getöteten Pfleger vorbei.

Dennoch kam der Moment zum Ende des Films, in dem klar wurde, dass der ehemalige SEK-Scharfschütze Claus Grübner (Ernst Jacobi) die Bewohner des Heims erschoss, überraschend und traf die Zuschauer mit voller Wucht. Ein Amoklauf, den er filmte, um auf die menschenunwürdigen Lebensbedingungen der Senioren aufmerksam zu machen. Dann beging er Selbstmord.

Das Thema

Krimis konfrontieren Zuschauer naturgemäß mit Leid und Tod. Doch was die Autorinnen Ariela Bogenberger und Astrid Ströher ihnen hier an trauriger Realität zumuteten, war schwer auszuhalten. Alte Menschen, die abgeschoben worden waren, einsam und unglücklich waren. Dabei zeigten sie eindrucksvoll auf, dass die, die jetzt auf ihr Dasein als pflegebedürftige Alte reduziert werden, einst arbeiteten, erfolgreich waren, gebraucht wurden und sich von diesem traurigen Leben im Seniorenheim genauso weit weg fühlten, wie wir es heute tun.

Besonders schmerzhaft wurde das bei Elisabeth Strauß klar, die sich von einer Kosmetikerin zur erfolgreichen Geschäftsfrau hochgearbeitet hatte und nun aufgrund ihrer fortschreitenden Demenz vergaß, wer sie war. Ihre Tochter versuchte zwar, der Mutter zu helfen, konnte die Betreuung aber allein nicht leisten. So gab es in diesem „Polizeiruf“ nur Verlierer. Das galt auch für das Personal. Die Pfleger Tscharlie Meier (Florian Karlheim), Marija Abramovich (Marina Galic) und Sebastian Kroll (Philipp Moog) waren von ihren unzähligen Aufgaben und dem ständigen Zeitdruck so überfordert, dass sie kaum noch Kraft hatten.

Fazit

Dieser „Polizeiruf 110“ (Regie: Rainer Kaufmann) war in erster Linie ein Sozialdrama, das mit vielen starken und nachdenklich machenden Momenten aufwarten konnte, allerdings bis zum überraschenden Finale auch viel Durchhaltevermögen verlangte. Für Krimifans nur bedingt geeignet, konfrontierte er uns mit Fragen, denen wir im Alltag häufig ausweichen und denen wir uns doch nicht entziehen können. Altwerden ist eben nichts für Feiglinge.