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Mord auf Shetland

26.03.2016, 23:01
Detective Inspector Jimmy Perez (Douglas Henshall) ermittelt im rauen Schottland. Foto: Peter Hoar/ARD Degeto/ITV Studios
Detective Inspector Jimmy Perez (Douglas Henshall) ermittelt im rauen Schottland. Foto: Peter Hoar/ARD Degeto/ITV Studios ARD-Degeto

München - Immer wieder diese Weite. Mal fährt das Auto einsam über Straßen, die sich durch die grünen Hügel schlängeln. Mal fährt die Fähre übers Meer. Blick nach rechts, Blick nach links: nur Wasser. Graue Tristesse liegt über den Shetland-Inseln.

Wer hier lebt, muss wohl mit Langeweile rechnen. «Und man hat Zeit, seinen Zorn zu nähren», sagt Kommissar Jimmy Perez. Er muss den gewaltsamen Tod einer alten Frau aufklären. Mit «Mord auf Shetland» startet das Erste am Ostersonntag (21.45 Uhr) eine neue Krimireihe.

Direkt im Anschluss an den Lindholm-«Tatort» geht es also auf die schottischen Inseln. Mal abgesehen davon, dass Morde hier eher rar gesät sind, haben der Ermittler Perez (Douglas Henshall) und sein Team ein weiteres Problem. «Auf den Shetlands sind alle irgendwie miteinander verwandt.» Was klingt wie ein Klischee oder eine Lästerei, sagt eine der Angehörigen der Getöteten - und von gleich mehreren Verdächtigen. «Niemand verdächtigt gerne einen Shetlander», räumt Perez ein. Aber er hat in dieser spärlich besiedelten Gegend nicht wirklich eine andere Wahl.

Vier Krimis der Reihe will die ARD erst einmal zeigen. Wenn die gut beim Publikum ankommen, seien weitere Filme denkbar, sagt Natascha Liebold, Sprecherin der ARD-Tochter Degeto. Die britische BBC hat die Romane von Ann Cleeves ursprünglich verfilmt, von denen nun einige übersetzt sind. Um die sechs Millionen Briten verfolgten die Filme.

Dass sich die ARD im Sortiment der ausländischen Ermittler wie Irene Huss von der Kripo Göteborg und Kurt Wallander des schwedischen Kult-Schriftstellers Henning Mankell nun für den Schotten mit spanischen Vorfahren entschieden hat, liegt zum einen an der Kulisse. Liebold sagt: ««Mord auf Shetland» hat uns unter anderem überzeugt, weil wir die Zuschauer in eine neue Landschaft entführen. Die Shetland-Inseln haben einen ganz eigenen, rauen Charme, der in dieser BBC-Krimireihe sehr organisch rüberkommt.» Die Landschaft bestimme die Fälle, das Tempo der Handlung und die Figuren maßgeblich mit.

«Mit Douglas Henshall haben wir zudem einen charismatischen, sympathischen Ermittler, dem man gerne bei der Aufklärung seiner Fälle folgt», so Liebold. Die Kombination mache die Reihe besonders. Gute Erfahrungen mit BBC-Adaptionen hat die ARD schon mit der Detektivreihe «Sherlock» um Darsteller Benedict Cumberbatch gemacht.

Die Bücher von Cleeves haben in Deutschland im Schnitt eine Auflage von 25 000 Stück, wie Leonie Krey vom Rowohlt Verlag sagt. Eine Neuauflage sei noch nicht geplant, zumal TV-Versionen solcher Reihen wenig Auswirkungen auf den Buchabsatz hätten. «Bei Serien ist das etwas größer als bei einzelnen Filmen, aber nicht erheblich.»

Bei der Verfilmung haben sich der Drehbuchautor David Kane und der Regisseur Peter Hoar viel Mühe gegeben, die Charaktere gut herauszuarbeiten. Ein immer wiederkehrendes Element ist dabei - passend zum Panorama der grünen Inseln - Sehnsucht in allen möglichen Facetten.

Da ist Perez, der nach dem Tod seiner Frau mit der pubertierenden Stieftochter Cassie zu kämpfen hat, für die er das Beste will. Der Teenager selbst würde lieber in einer Welt mit Shoppingmöglichkeiten und Burgern leben: «Ich kann hier nicht mal auf Bäume klettern, weil es hier überhaupt keine gibt.» Perez' Assistentin Tosh fällt mit ihrer Zahnspange auf und erklärt: «Ich will nur keine schottischen Zähne. Ich will hübsche, amerikanische Zähne.» Ein Spielsüchtiger, unglücklich und glücklich Verliebte runden das Ensemble ab. Die Schauspieler selbst sind in Deutschland weitgehend unbekannt.

Knapp zwei Stunden sind viel Zeit, um die Gemengelage mehrfach durchzuwirbeln. Das geschieht aber ganz unaufgeregt, unterlegt mit ruhiger Musik. Auch das passt zur Kulisse. Zudem bieten die Ermittler zwischendurch immer wieder Bilanzen ihrer Arbeit, wenn sie die Ergebnisse für sich selbst zusammenfassen. Zuschauer dürften also kein Problem haben, bis zum Schluss zu folgen. Auch wenn der Mörder am Ende nicht so schnell gefunden wird, wie es am Anfang scheint. (dpa)