"Maischberger" zu Trump-Wahl "Maischberger" zu Donald Trump: Alice Schwarzer wettert gegen Sexismus weißer Männer

Köln - Man nehme Najda Atwak, eine attraktive Frau, die Trump unterstützt, setze sie neben Alice Schwarzer und umringe beide mit Männern aus der Medien- und Politikbranche. Eine explosive Mischung. Dass Donald Trump der nächste US-Präsident wird, scheint die Gäste bei Maischberger am Mittwoch nachhaltig in Trance versetzt zu haben.
Da waren sie wieder, diese Momente der ungezügelten und unsachlichen Diskussion, die in erster Linie alles andere als konstruktiv wirken, auf den zweiten Blick jedoch das Gesicht hinter den Rhetorikkünsten Medienerprobter zeigt. Und auch einige Aha-Situationen konnte die Sendung präsentieren sowie die skurrile Tatsache, dass jene Gäste, die in den USA aufgewachsen sind oder dort leben, am wenigsten gesprochen haben.
Die Anschuldigung
Die Medien haben Trump von Anfang an keine Chance gegeben, argumentiert Nadja Atwal. Roth hält dagegen. Er erinnert die Unternehmerin daran, dass Trump erst durch die Medien eine Plattform bekommen habe, eben mit jener Sendezeit im Fernsehen. Allerdings sei diese seitens der Medien reine Meinungsmache gewesen, meint Atwal. Diese Argumentation sei für Roth typisch „trumpish“.
Die Parallelen zwischen Links und Rechts
Wie nah das linke und rechte Lager beieinander liegen, versucht „Bild.de“-Chef Julian Reichelt in der Sendung spontan zu veranschaulichen. „Er ist gegen die Nato, gegen TTIP und sympathisiert mit Putin. Und ich meine nicht Trump, ich meine Lafontaine“. Dieser reagiert nicht besonders professionell und fordert Reichelt nach seiner Live-Analyse auf: „Lassen Sie diesen Unsinn sein!“ US-Autor Hansen stimmt Reichelt zu. Auch werde nicht wie Lafontaine meint, ein System abgewählt. Niemand in den USA sei gegen den Kapitalismus. „Sie interpretieren das zu Ihren Gunsten“, so Hansen.
Schwarzer gegen weiße Männer
Es dauert nicht lange bis Alice Schwarzer ihre Feminismus-Keule rausholt und sich dabei leider selbst trifft. Neben der stilistisch durchaus schönen Phrase: „Sexismus - das kleine Schwesterchen des Rassismus“, warf sie ein, ein Großteil der Wähler in den USA sei der „weiße Mann“ , ohne hohen Bildungsgrad. Die Kritik auf Twitter ließ nicht lange auf sich warten: Die deutsche Personifikation der Gleichberechtigung zieht über weiße Männer her. Diskriminierung mal andersrum.
Was fasziniert ehemalige Obama-Anhängerin Atwal an Trump?
Lafontaine kann auch sachlich. Dann, wenn er anmerkt, dass es naiv sei zu glauben, es ändere sich alles mit einer Person, schließlich sei die Macht des Präsidenten begrenzt. Letztendlich hänge es auch vom Senat beziehungsweise dem Kongress ab, was umgesetzt werde. Zumal Firmen in den USA keinen geringen Einfluss auf die Politik haben. Um soziale Diskrepanzen auszuloten, müssten ökonomisch eingefahrene Strukturen aufgebrochen werden.
Der Putin-Moment
US-Autor Eric Hansen vertritt die Ansicht, Russland spiele keine große Rolle für die USA, jedoch für Europa. Wenn Putin Trump nur benutzen sollte, dann wird am Ende Europa verlieren und nicht die USA. Denn das Problem für Russland sei die EU als unmittelbarer Nachbar und wichtigste Wirtschaftsmacht.
Fazit
Auch wenn die Sendung ihre Höhepunkte hatte, wurde auf die zentrale Frage, welche Auswirkungen die Wahl Trumps zum US-Präsidenten haben wird, unter ihrem eigentlichen Potenzial beantwortet. Gerade die amerikanischen Gäste mit ihrem deutschen Bezug waren ein interessanter Input, der nicht nur zu kurz kam, sondern auch sehr deutsch diskutiert wurde: moralisierend, kurzzeitig hitzig, letztendlich doch trocken und selbstreferentiell.
Wenn man Nadja Atwal agieren sieht, möchte man wissen: Was genau fasziniert sie an Trump, was erwartet sie von ihm? So selbsterklärend und klischeebehaftet sie wirkt. Sie ist eine Frau, die man als ehemalige Obama-Anhängerin und jetzigen Trump-Fan hätte fragen können. Und wenn Eric Hansen mit seiner These Recht behält, dass der Typus der Trump-Wählers dem der AfD entspricht, dann sollte diese Faszination auch in Deutschland eine größere Rolle spielen. Jedoch nicht auf einer abstrakten Meta-Ebene, sondern als konkrete Frage – direkt und unkonventionell.