Hannes Jaenicke bei "Maischberger" "Maischberger" mit Hannes Jaenicke zu Plastikmüll: "Der Mensch ist eine dumme Sau"

„Der Plastikfluch: billig, praktisch, gefährlich“ lautete das Thema bei Sandra Maischberger am Mittwochabend.
Zu Gast waren Hannes Jaenicke (Schauspieler und Umweltaktivist), Ranga Yogeshwar (ARD-Wissenschaftsmoderator), Ursula Heinen-Esser (CDU, NRW-Umweltministerin), Kerstin Etzenbach-Effers (Verbraucherschutzzentrale NRW), Rüdiger Baunemann (PlasticsEurope) und Gilbert Schönfelder (Mediziner).
Ist Plastikmüll die Pest des 21. Jahrhunderts? Hannes Jaenicke bejaht diese Frage ganz eindeutig. Der Schauspieler, der sich im Umweltschutz engagiert, berichtet von völlig zugemüllten Stränden, die er auf einem Charity-Segeltörn in Kroatien gesehen hat.
„Das ist aber auf der ganzen Welt so“, konstatiert er. Jaenicke ist gut informiert und kann erschreckende Zahlen zur Vermüllung der Meere präsentieren. Im Pazifik gebe es eine Insel, achtmal so groß wie Deutschland, die komplett aus Kunststoffmüll bestehe. „Der Mensch ist eine dumme Sau“ , sagt er desillusioniert. Ein Pfandsystem und Verbote von Plastikverpackungen könnten hier allein helfen.
Das sieht Rüdiger Baunemann naturgemäß anders. Der Plastik-Cheflobbyist hat zwar selber im Urlaub auf Bali negative Erfahrungen mit Müll gemacht, setzt aber auf mehr Recycling. Er plädiert für einen „sinnvollen Umgang“ mit Kunststoff – und schiebt die Verantwortung den Verbrauchern zu. Man solle einfach unnützen Müll vermeiden und keine Coffee-to-go-Becher nutzen.
NRW-Ministerin Ursula Heinen-Esser ist ebenfalls gegen Verbote, da diese Steuerinstrumente ihrer Meinung nach versagen und dann andere Probleme auftreten. Ansonsten hatte sie aber wenig konkrete Lösungen, wie das Problem Plastik in den Griff zu bekommen ist.
Ranga Yogeshwar: „Schildkröten sterben an einem Plastiklöffel“
Warum wird denn überhaupt jedes Jahr in Deutschland mehr Kunststoff verbraucht? Die Zahlen sind nämlich, wie Maischberger erläutert, trotz aller Umweltkampagnen und sicherlich anderer Selbstwahrnehmung der Bevölkerung, steigend. Deutschland ist im europäischen Vergleich Spitzenreiter beim Plastikverbrauch. Warum ist jede Gurke im Supermarkt eingeschweißt? Kerstin Etzenbach-Effers von der Verbraucherzentrale erklärt, dass dies neben der Bequemlichkeit der Konsumenten auch etwas mit der besseren Unterscheidbarkeit von Bio- und konventionellen Produkten zu tun hat.
Ranga Yogeshwar unterstützt mit eigenen Erfahrungsberichten Hannes Jaenicke. Der Wissenschaftsjournalist sagt: „Plastik erleichtert das Leben, wir müssen aber schnell lernen, sinnvoll damit umzugehen“. Ihn hat eine Reise nach Costa Rica berührt, bei der er die Wirkung von Plastikmüll auf Meeresschildkröten mit eigenen Augen gesehen hat. Einem Tier habe ein Plastiklöffel in der Nase gesteckt – ein Löffel, wie wir ihn zum Umrühren des Kaffees für Sekunden benutzen und dann achtlos wegwerfen. „Schildkröten sterben wegen eines Löffels“, so Yogeshwar schockiert.
Der Moderator meint auch: „Wir häufen unsere Sünden an“, denn die Folgen der Kunststoffschwemme sind noch gar nicht absehbar. Mikroplastik sei inzwischen in der ganzen Nahrungskette vorhanden, auch in unserem Wasser. Vor dieser Gefahr warnt auch der Toxikologe Schönfelder, spricht sich aber auch gegen Überdramatisierung aus: Die Konzentration von Mikroplastik in Fischen beispielsweise sei bislang nicht gesundheitsgefährdend.
Was ist also zu tun gegen den Plastikfluch? Als Verbraucher Müll vermeiden, Plastiktüten verbieten, den Handel zu weniger Verpackungen bringen, Stofftaschen nutzen und Mehrwegbecher für den Kaffee. Befriedigend klingt das alles nicht. „Es passiert zu wenig und zu langsam“, resümiert Hannes Jaenicke. (cme)