TV-Kritik "Maischberger" "Maischberger": AfD-Vize Beatrix von Storch bleibt Antworten schuldig

Frankfurt - Lange schienen sie nicht aufzuhalten: die Rechtspopulisten Europas. Ihr großes Thema ist und bleibt die Flüchtlingskrise. Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde für jede ihrer Entscheidungen kritisiert, es wurde kein gutes Haar an ihr gelassen.
Das ungarische Referendum vom Sonntag wirft nun aber ein anderes Licht auf die äußerst angespannte Lage in Europa. Wer sind die wirklichen Macher? Und wer die Polemiker? Darüber diskutierte Sandra Maischberger mit Grünen-Fraktionsvorsitzendem Anton Hofreiter, stellvertretender AfD-Parteivorsitzende Beatrix von Storch, Journalistin Lea Rosh, Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn und Gregely Pröhle, ehemaliger Botschafter Ungarns.
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orbán ließ am Sonntag bei einem Volksreferendum darüber abstimmen, ob die Europäische Union ohne die Zustimmung des ungarischen Parlamentes eine Aufnahmequote von Flüchtlingen für das Land festlegen sollen dürfte. Orbán scheiterte. Denn obwohl 98 Prozent der Stimmen „Nein“-Stimmen waren, lag die Wahlbeteiligung bei nur 40 Prozent. Das Referendum war damit ungültig.
Anton Hofreiter konnte zudem über die Idee des Referendums nur lächeln. Die EU stehe nunmal über den Nationen. Eine Stadt könne genauso wenig ein Beschluss der Bundesregierung durch ein städtisches Referendum außer Kraft setzen. Ob das Ergebnis nun ein Sieg oder eine Niederlage für den Orbán bedeute, sei also irrelevant. Und doch war es die einzige Frage des Abends, in dem sich alle Gäste einig waren.
Verhärtete Fronten
Der Ministerpräsident ist gescheitert. Ansonsten blieben die Fronten verhärtet. Auf der einen Seite mal wieder Jean Asselborn als Befürworter der EU, Anton Hofreiter als Kritiker des unmenschlichen Umgangs mit Flüchtlingen und Lea Rosh als Merkel-Liebhaberin und pausenlose AfD-Kritikerin.
Ihnen gegenüber behaupteten sich Beatrix von Storch als Vertreterin des vermeintlich allgemeinen Volkes und Gergely Pröhle als Verteidiger der ungarischen Regierung. Dabei zeigten sich letztere als die angenehmeren Gesprächspartner.
Von Storch und Pröhle hörten die meiste Zeit aufmerksam zu und gaben im Anschluss in ruhigem Ton ihre Antworten. Asselborn, Rosh und Hofreiter waren in ihren Ausführung wesentlich energischer, unterbrachen die anderen Gäste und erhoben die Stimme.
Sandra Maischberger war dafür in ihrer Jubiläumsausgabe umso aktiver in der Gesprächsführung, unterbrach zu abschweifende Antworten und fasste die Argumente pointiert zusammen, hakte immer wieder nach und konfrontierte die entsprechende Gegenseite damit gekonnt.
Ein ehrliches Resümé
Dadurch fiel es auf, dass von Storch auf die Nachfrage keine direkte Antwort gab, ob die AfD-Spitze mit allseits bekannten provokanten Aussagen ein Vorbild sei für Beleidigungen wie derer, die sich Merkel zuletzt bei der Einheitsfeier in Dresden gefallen lassen musste.
Sie patzte auch mit der Aussage über einen Tweet der CDU-Bundestagsabgeordneten Bettina Kudla. Von Storch sagte, man dürfe „mit historischen belasteten Begriffen keine aktuellen Probleme beschreiben“. Etwa so, wie Frauke Petry es letztens noch mit dem Begriff „völkisch“ getan habe, fragte Maischberger nach.
Von Storch hielt trotz oder gerade wegen der Kritik an ihrer Partei an ihrer EU-Kritik fest und betonte immer wieder, die Souveränität müsse zurück an das Volk gehen. So war es ein Abend der Standardaussagen und -kritiken, der die eigentliche Frage nach der Stellung der Rechtspopulisten und Merkel in Europa nicht beantwortete, wie Maischberger am Ende aber ehrlicherweise auch selbst resümierte.