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TV-Tipp „Lost in Fuseta“: Norddeutsches Krimi-Flair in Portugal

Ein ganz besonderer Hamburger Kommissar wird an die Algarve versetzt - und bringt seine Kollegen diesen Samstag zum Verzweifeln. Können sie trotzdem den kniffligen Fall um einen toten Detektiven lösen?

Von Klaus Braeuer, dpa Aktualisiert: 11.09.2022, 00:05
Wird Leander Lost (Jan Krauter) in „Lost in Fuseta - Ein Krimi aus Portugal“ den Fall lösen können?
Wird Leander Lost (Jan Krauter) in „Lost in Fuseta - Ein Krimi aus Portugal“ den Fall lösen können? Mariella Koch/ARD Degeto/dpa

Berlin - „Der Lissabon-Krimi“ aus der portugiesischen Hauptstadt (mit Jürgen Tarrach als Pflichtverteidiger) wurde nach sechs Folgen im letzten Jahr eingestellt. Jetzt kommt - nicht donnerstags, sondern an einem Samstag - der ARD-Film „Lost in Fuseta - Ein Krimi aus Portugal“. Zu sehen ist der Film in zwei Teilen an diesem Samstag im Ersten (10.9., 20.15 Uhr und 21.45 Uhr).

Der neue Mann in Portugal ist Kommissar, heißt Lost, Leander Lost (Jan Krauter) - und er findet sich in einem kleinen Fischerdorf namens Fuseta wieder, das in der Nähe von Faro an der Algarve liegt.

Im Rahmen eines Austauschprogramms von Europol darf der Hamburger Kommissar nun mit seinen neuen Kollegen zusammenarbeiten: Graciana (Eva Meckbach) und Carlos (Daniel Christensen).

Es wird kompliziert

Sie wundern sich über den „Alemao“, denn der Deutsche trägt trotz Sommerhitze stets einen schwarzen Anzug samt Krawatte, weiß alles ganz genau (und sogar besser) - und verfügt über ein fotografisches Gedächtnis. Was wiederum daran liegt, dass er ein Asperger-Autist ist, der sich auf seine Strukturen und sein angelerntes Verhalten verlassen will, dem jedoch Small Talk und jeglicher Wortwitz völlig fremd sind - und lügen kann er schon mal gleich gar nicht.

Das alles versteht nicht jeder - Gracianas Schwester Soraia (Filipa Areosa) jedoch schon; sie fühlt sich zu Leander hingezogen. Der muss sich jedoch um einen Fall kümmern, bei dem die Leiche eines Privatdetektivs am Strand gefunden wird, was schließlich zu einem abgebrannten Haus und einen Skandal um illegal abgefülltes Trinkwasser führt.

Außerdem bekommen es die drei völlig unterschiedlichen Ermittler in Fuseta mit merkwürdigen internen Dienstanweisungen, einem gockelhaften Kollegen und dem undurchsichtigen Polizeichef zu tun.

Als Lost bei einem Einsatz gezielt auf Carlos' Bein schießt, droht ihm gar die vorzeitige Abreise. Doch er darf bleiben, denn das Team erkennt schließlich, was es am neuen Kollegen trotz aller Macken hat.

Klasse Besetzung

Herr Lost wird von Jan Krauter („3 1/2 Stunden“, „Solo für Weiss“) großartig gespielt. Der 38-Jährige beherrscht die oft steife Körpersprache perfekt, wozu auch intensive Blicke, ein längeres Starren und eine nahezu eingefrorene Mimik gehören - er scheint dafür mit seinen Augen zu sprechen. Außerdem kämpft Lost mit seinen inneren Dämonen, vor denen ihn seine sieben Wächter (kleine Tonfiguren) beschützen sollen. Das alles macht Krauter sehr gut, und er gibt seine exzellent gezeichnete Figur niemals der Lächerlichkeit preis.

Das ist insofern bemerkenswert, da es viele komische oder absurde Szenen mit ihm gibt, was wiederum nicht auf Kosten der Spannung geht. Hinzu kommt ein insgesamt hervorragend spielendes Ensemble.

Regisseur Florian Baxmeyer (47, „Schneller als die Angst“) hat einen fein austarierten und berührenden Film inszeniert, mit viel Humor, Emotionen, Elementen von Fantasy und Western - und einem überraschenden Ende.

Das raffinierte Drehbuch stammt von Holger Karsten Schmidt (56, „Die Toten von Marnow“), der unter dem (offenen) Pseudonym Gil Ribeiro die gleichnamige Buchvorlage und vier weitere Romane um Leander Lost veröffentlich hat. Insofern könnte es ein filmisches Wiedersehen geben. Nur bitte nicht als Reihe im Donnerstags-Krimi, sondern in loser Folge am Samstag. Damit der sehr erstaunliche Leander Lost im TV-Krimi-Einerlei nicht untergehen möge.