Komödie "Seit du da bist" in der ARD

Berlin - Ein jüngerer Mann verliebt sich in eine ältere Frau, die verheiratet ist, drei Kinder hat und von ihrem Mann betrogen wird. Das hat man so oder so ähnlich schon unzählige Male gesehen, aber noch nie so wie in der Komödie „Seit du da bist”, die das Erste am Mittwoch (14. Dezember, 20.15 Uhr) zeigt.
Jarek (Manuel Rubey) ist um die 30 und Maler in Wien. Er hat in einer Galerie seine erste Ausstellung - doch leider wird kein Bild verkauft. Einstweilen schlägt er sich als Kellner in einem Café durch, das er mit Freunden betreibt. Als seine Ex-Freundin Alina (Katharina Schüttler) sich um einen neuen Job bewirbt und dabei ihr Kind verleugnet, tut ihr Jarek trotzdem einen Gefallen und fährt ihre neunjährige Tochter Lilia (Allegra Tinnefeld) auf seinem Roller einige Male zum Geigenunterricht.
Dabei lernt er die Musiklehrerin Clara (Martina Gedeck) kennen - und verliebt sich nahezu augenblicklich in die etwa 20 Jahre ältere Frau. Das missfällt natürlich ihrem Mann Bertschi (Robert Palfrader), einem eitlen Kunstmäzen, der Jarek beruflich helfen könnte. Doch der lehnt sämtliche Angebote ab, wird vom zunehmend eifersüchtigen Gatten sogar verprügelt - und gibt sich am Ende doch keineswegs geschlagen.
Der Film lebt von ziemlich guten Dialogpassagen wie diesen (zwischen Jarek und Lilia): „Was ist noch schlimmer als erfolglose Künstler?” - „Altkluge Kinder”, oder „Ich arbeite flexibel. Ich bin Maler” und „Ich will entweder meine Kuscheltiere - oder meine Mama”. Und er lebt natürlich von den wirklich hinreißenden Schauspielern: Manuel Rubey (37, „Aus der Haut”, „Kater”) und Martina Gedeck (55, „Das Tagebuch der Anne Frank”, „Terror - Ihr Urteil”) spielen beide einfach zauberhaft.
Die Funken zwischen ihnen sprühen früh, wenn auch zaghaft und eher in kurzen Dialogen wie diesem: „Sie spielen aber immer noch absolut großartig”, sagt Jurek zu Clara. Ihre knappe Antwort darauf: „Leider haben Sie absolut keine Ahnung.”
Eine Ahnung vom Filmemachen hat Autor und Regisseur Michael Hofmann (55, „Sophiiiie!”) hingegen sehr wohl. Er erzählt die ganze Geschichte fast wie nebenbei und erfrischend unkonventionell. Der Titel „Seit du da bist” klingt zwar etwas pathetisch, doch ist der Film frei von Klischees, und die Liebesgeschichte kommt ganz sanft und obendrein ohne einen Kuss oder gar eine Bettszene ins Rollen.
Kameramann Jo Molitoris vertraut einfach auf die Kraft seiner Bilder, ohne dass es jemals langweilig wird. Derartiges kennt man sonst nur aus dem französischen Kino. Die ARD zitiert Michael Hofmann so: „Da unsere Drehzeit knapp bemessen war, habe ich nur wenige, aber dafür lange Einstellungen gedreht, was es den Darstellern leichter macht, wahrhaftig zu sein und auch zu einigen magischen Momenten am Set führte”, erklärt der Regisseur. „Unser gutes Gefühl bestätigte sich beim Schnitt und wenn aus den vielen Komponenten eines Films ein homogenes Ganzes wird, dann kann im Kopf des Zuschauers ein solcher Zauber entstehen. Was natürlich wundervoll ist.”
Und das ist es auch für den Zuschauer, der hier ebenso ausgesprochen - von der Figur der Alina mal abgesehen - Charakteren bei ihrem Tun zugucken darf. Die Liebesgeschichte ist voller eleganter Leichtigkeit und unaufgeregt erzählt. Die beiden Akteure werfen sich dezente Blicke zu oder durchleben kurze Momente der Unbeholfenheit - und sie zeigen eine unbedingte Leidenschaft bis in die kleinsten Szenen hinein. Die Sprache des Films erinnert an so manchen Autorenfilm, ist aber nicht so abgehoben. Der Wiener Schmäh hält sich in Grenzen, es gibt einen hübschen Mix aus Klassik, Jazz und Easy Listening zu hören. Keine Frage: „Seit du da bist” ist ein kleines filmisches Juwel. (dpa)