Dokumentation Frostiges Paradies in Gefahr - „Meine Arktis“ im ZDF
Als „Bergretter“ im ZDF erlebt Schauspieler Sebastian Ströbel den Klimawandel in den Alpen hautnah. Ein Thema, dem er sich auch in Dokumentationen widmet, und das ihn nun in die Arktis führte.

München - Alltag bei den Inuit, Einblicke in die Polarforschung, monatelange Dunkelheit und Schießtraining für den Fall einer Eisbären-Begegnung: „Bergretter“-Star Sebastian Ströbel nimmt sein Publikum in der ZDF-Dokumentation „Meine Arktis“ mit auf seine abenteuerliche Reise ans eisige Ende der Welt. Ein Wellness-Trip ist das nicht.
Vielmehr wird deutlich, wie sehr sich die Arktis zu einer Krisenregion entwickelt: Klimawandel, bedrohte Tierwelt, wirtschaftspolitisches Gerangel um Bodenschätze und verhärtete Fronten an der Grenze zwischen Norwegen und Russland machen den Einheimischen zu schaffen und wirken sich international aus. Ströbel trifft Betroffene und zeigt, wie sie mit der Situation umgehen.
Der Zweiteiler von Filmemacher David Enge ist online bereits abzurufen. Im linearen Fernsehen wird Teil 1 mit dem Untertitel „Zerbrechliches Paradies“ am Donnerstag, 25. Dezember, um 19.15 Uhr gezeigt. Teil 2 mit dem Untertitel „Im Bann der Polarnacht“ folgt am Dienstag, 30. Dezember, um 22.15 Uhr.
Geopolitische Interessen
Warum hat sich der Schauspieler als Ziel ausgerechnet diese unwirtliche, lebensfeindliche Region im Norden der Weltkugel ausgesucht? „Die Arktis hat eine unglaubliche Bedeutung für das Klima. An der Arktis - wie an den Alpen - spürt man den Klimawandel stärker als anderswo“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Arktis sei für ihn auch „ein unglaublicher Sehnsuchtsort“. Außerdem seien Eis und Schnee zur Weihnachtszeit, wenn die Filme ausgestrahlt werden, ein tolles Thema.
Spannend ist für den 48-Jährigen schon die Frage, was die Arktis ist: eine klimatische Zone? Eine Insel? Was bedeutet sie? Wozu gehört sie? Die geostrategische Bedeutung dieser Region habe jüngst US-Präsident Donald Trump offengelegt. „Die Neugier der Menschen ist dadurch befeuert worden. Es zeigt sich, dass wir ein sehr eurozentrisches Weltbild haben. Wenn man von oben auf den Globus schaut, bemerkt man, wie sich in der Arktis die Großmächte gegenüberstehen.“
Wie sehr Grönland ein Spielball geopolitischer Interessen geworden ist, bekommt Ströbel auf seiner Reise zu spüren. „Wir waren zum Beispiel in Kirkenes an der Grenze zu Russland. Das ist deprimierend. Man steht an einer geschlossenen Grenzanlage, da ist Stillstand. Das ist der letzte Außenposten Europas und man steht sich irgendwie feindlich gegenüber.“ Da bekomme man auch vor Augen geführt, wie großartig das ist, was wir in Deutschland haben - auch wenn nicht alles perfekt ist.“
Hotspot des Klimawandels
Wie schwierig sich der Alltag der Menschen in der eisigen Abgeschiedenheit gestaltet, erlebt der 48-Jährige in der Siedlung Tinit in Grönland. Dort kann wegen des Treibeises monatelang kein Versorgungsschiff anlegen. Die Regale im kleinen Supermarkt sind teils leer.
Der Schauspieler spricht mit Wissenschaftlern, die zum Klimawandel forschen. Geografin Laura Schmidt nimmt ihn auf dem Schneemobil mit zur Sermilik-Forschungsstation. Das Leben ist auch dort karg, fließend Wasser gibt es nicht.
Alarmierend aus Sicht der Wissenschaftler ist der Zustand des Inlandeises, das ungefähr 80 Prozent von Grönland bedeckt. Sollte der drei Kilometer dicke Eispanzer komplett schmelzen, könnte der Meeresspiegel deutlich steigen.
Weiter geht es nach Spitzbergen, wo drei Monate lang die Sonne nicht aufgeht. Die Insel weit nördlich des Polarkreises erwärmt sich schneller als der Rest der Welt. „Ich habe inspirierende Menschen getroffen. Wissenschaftler, die mit dem Thema Umwelt und Klimawandel befasst sind. Sie haben das Gefühl, dass sie immer warnen und keiner hört ihnen zu. Vielleicht kann eine Dokumentation die Menschen animieren, etwas zu tun, sich zu verändern und zu erkennen, dass Veränderung nicht immer schlecht ist“, hofft der Schauspieler.
Eine gemeinsame Aufgabe
Ströbels Fazit? „Ich habe auf Grönland Menschen getroffen, die mich tief beeindruckt haben, die nichts hatten oder sehr wenig, und die einen trotzdem so offen empfangen haben. Da spürt man, aus welcher Wohlstandsgesellschaft man kommt und dass es unsere gemeinsame Aufgabe ist, aus dem Schlamassel herauszukommen.“