Ein Familiendrama: "Mörderisches Tal - Pregau"

München - Im Ersten wird es über Weihnachten mit dem Vierteiler „Mörderisches Tal - Pregau” hochdramatisch. Teil eins, „Der Fehler”, ist am Sonntag (21.45 Uhr) zu sehen.
Wer sich nach zu viel Festtagsharmonie auf andere Gedanken bringen will, kann hier eintauchen in die Welt einer Großfamilie voller Lügen, Intrigen, Korruption, Gier und Mord, geschickt kaschiert vom schönen Schein. „Ein bisschen Dallas in den Alpen” nennt Produzent Thomas Hroch die Koproduktion der ARD-Tochter Degeto und des österreichischen ORF, in der zwei Clans um Macht und Geld ringen und notfalls auch über Leichen gehen. Neben Maximilian Brückner und Armin Rohde sind auch österreichische Schauspieler wie Patricia Aulitzky, Wolfgang Böck und Ursula Strauss dabei.
Der Polizist Hannes (Brückner) hat in eine reiche Sippe eingeheiratet und ist nun auch noch in die österreichische Kleinstadt Pregau gezogen, wo die Familie seiner Frau alles dominiert. Inmitten dieser Provinzfürsten wird er nur schwer akzeptiert und in seiner Ehe kriselt es, auch im Bett läuft nichts mehr. Aus Frust fängt er nach einer Familienfeier ein Techtelmechtel an, ausgerechnet mit seiner Nichte Rosa, bei Nacht und Nebel auf einem Feld. Kurz darauf rast sie mit dem Auto ihres Freundes in den Tod. Hannes muss ermitteln und hat panische Angst davor, dass ihre Liebelei publik werden könnte.
Um seine Ehe nicht zu gefährden, greift der Polizist zu drastischen Mitteln, schließlich gibt es unliebsame Mitwisser wie den Eigenbrötler Max Dirrmeyer (Rohde), der seine Augen überall zu haben scheint. Plötzlich gerät der Hannes in einen Strudel der Gewalt, aus dem er nicht mehr so ohne weiteres rauskommt. Auch Dirrmeyers Bruder Tom (Marc Hosemann) spielt eine wichtige Rolle.
Nils Willbrandt („Leberkäseland”) hat die stark verästelte Saga geschrieben und inszeniert, in der zwei große Familien um Macht und Geld ringen. Dabei vereint er viele kleine Handlungsstränge mit amüsanten Momenten zu einem großen Drama, das sich vor allem um eine Kernfrage dreht, wie Willbrandt selbst erklärt: „Was steckt in einem ganz normalen Menschen - wenn man erst mal diesen Point of no return erreicht hat, dass man nicht mehr zurückkann, weil man schon zwei oder drei Lügen begangen hat und es immer schwerer wird?”
Der in Österreich schon im Herbst ausgestrahlte Film zeichnet die Figuren sehr genau, manchmal vielleicht etwas zu detailverliebt. So verliert sich die Handlung hin und wieder, und unaufmerksame Zuschauer laufen Gefahr, manche Wendungen aus dem Blick zu verlieren. Trotzdem ist „Mörderisches Tal - Pregau” sehenswert, allein wegen Maximilian Brückner mit seiner komplexen, vielseitigen Darstellung eines Mannes, der vor allem für seine Tochter alles riskiert, der sich immer wieder auf der sicheren Seite wähnt nur um kurz darauf doch wieder in Panik zu verfallen.
Mit seiner großen Lust am Erzählen bringt Regisseur Willbrandt die Geschichte immer wieder auf Kurs und schafft es, die Spannung über alle vier Teile hinweg immer wieder zu beleben - bis zum großen Knall im Finale. (dpa)