TV-Tipp Drei Damen und ein Grill: „McLenBurger - 100% Heimat“
Was bleibt noch, wenn es mit Ende 50 keinen neuen Job mehr gibt? Eine selbstbewusste Frau entscheidet sich für etwas Eigenes - zu sehen in einer ARD-Sozialkomödie.

Berlin - Hilde (Steffi Kühnert) ist raus. Ihr Sohn Tommie (Lasse Myhr) feuert sie fristlos aus seinem Burger-Restaurant, weil sie mehrfach heimlich einen Obdachlosen mit Essen versorgt hat. Die 57-jährige ist nun arbeitslos. Obwohl sie 25 Jahre lang eine Kantine geleitet hat, bis der DDR-Betrieb geschlossen wurde und sie dann beim Sohn unterkam.
Ihr Mann Ronnie (Martin Brambach) war Lastwagenfahrer und findet mit fast 60 keinen Job mehr - bald wird das Geld knapp. Das ist die eher triste Ausgangslage der Komödie „McLenBurger - 100% Heimat“ an diesem Mittwoch um 20.15 Uhr im Ersten. Der Film läuft im Rahmen der ARD-Themenwoche „Wir gesucht! Was hält uns zusammen?“.
Hilde fasst einen Plan. Gemeinsam mit ihren beiden Ex-Kolleginnen Lore (Anne-Kathrin Gummich) und Angie (Judith Engel) will sie ihren eigenen „Frittentempel“ aufmachen: den „McLenBurger“, mitten im schönen Mecklenburg-Vorpommern, genauer in der Kleinstadt Pasewalk im Landkreis Vorpommern-Greifswald.
Der Sohn murmelt etwas von „Öl ins Feuer“ gießen, während die drei Damen diverse Gründungsseminare besuchen und Anträge für Fördergelder ausfüllen. Die ersten selbstgebrutzelten Buletten schmecken schon mal ganz gut, und das Vereinsheim des lokalen Fußballvereins, für den Ronnie als Jugendtrainer arbeitet, will die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Doch dann kommt Hilde auf die grandiose Idee, sich ihre alte Kantine im brach liegenden Betrieb mal näher anzuschauen.
Steffi Kühnert (59, „Stasikomödie“, „Honecker und der Pastor“) spielt ganz fein eine ebenso selbstbewusste wie starrköpfige und uneinsichtige Frau, die sich nur an Regeln hält, die sie auch sinnvoll findet. Vorschriften sind einfach nichts für sie, und Familie und Arbeit passen halt nicht immer zusammen. Verbiegen lassen kann und will sie sich nicht, und ihren Stolz hat sie natürlich auch - so lehnt sie die späte Hilfe ihres Sohnes rundweg ab.
Aber aufgeben ist natürlich gar keine Option. In einem ARD-Statement sagt Kühnert: „Dass man trotz vieler Widerstände Hoffnung und Selbstachtung bewahren und Dinge bewegen kann, das macht für mich auch den Reiz der Geschichte aus. Hilde setzt sich mit Menschen auseinander, die größtenteils jenseits der 50 noch ihre Berechtigung im Leben finden, eben mitten in diesem stehen zu dürfen. Verantwortung zu übernehmen, mitzugestalten, zu träumen.“
Von dieser Form eines gesellschaftlichen Miteinanders erzählt Regisseur Markus Herling (60, „Oskar, das Schlitzohr und Fanny Supergirl“) sehr schön, er hat seine unterhaltsame Sozialkomödie mit ein paar ernsten, auch sozialen Untertönen versehen. Da wird das Tafelsilber oder das Akkordeon aus Jugendtagen verhökert, bis der Familienfrieden erst gefährdet und dann wiederhergestellt ist. Leider kommt sein Film erst im letzten Drittel richtig in Fahrt, bis dahin ist er allzu betulich erzählt. Und ohne Steffi Kühnert wäre das Ganze doch ziemlich lahm - trotz interessanter Themen wie Vertrauen, Zusammenhalt, Heimatliebe und ungelebte Träume - von etwas Eigenem.