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Arte Doku über Nino Haratischwili: „Autorin von Weltformat“

Die in Georgien geborene Schriftstellerin gilt als starke Stimme ihres Heimatlandes. In der Doku bekommt man Einblicke in das Georgien der 1990er Jahre und das Denken und Fühlen der Autorin.

Von Ute Wessels, dpa 29.05.2023, 10:14
Nino Haratischwili ist eine georgische Schriftstellerin.
Nino Haratischwili ist eine georgische Schriftstellerin. ---/RB/ Florianfilm/dpa

Berlin/Tiflis - „Georgien hat mich nie verlassen“, sagt die Schriftstellerin und Theaterregisseurin Nino Haratischwili. Und so heißt auch eine bemerkenswerte Dokumentation, die der Sender Arte heute um 22.25 Uhr zeigt.

Haratischwili ist in Tiflis geboren und aufgewachsen. Als Kind und dann wieder als junge Frau kam sie nach Deutschland. In deutscher Sprache schreibt sie Romane, die hochgelobt und vielfach verkauft werden. Wo auch immer sie sei, sie trage ein Stück Georgien mit sich, sagt Haratischwili.

Allein der 1200 Seiten starke Roman „Das achte Leben (Für Brilka)“ wurde mittlerweile mehr als 500.000 Mal verkauft und in 25 Sprachen übersetzt. Verleger Joachim Unseld würdigt Haratischwili als „Autorin von Weltformat“.

Neues Buch thematisiert Gewalt

Ihr neues Buch „Das mangelnde Licht“ spielt in der Umbruchzeit der 1990er Jahre, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Es war im Februar erschienen, kurz nach dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, einem Land, das wie Georgien zwischen Russland und Europa steht. Regisseurin Eva Gerberding hat Nino Haratischwili 2022 nach Tiflis begleitet, wo die Autorin ein Theaterstück inszenierte.

Im Arte-Interview sagt Haratischwili: „Es beschäftigt mich, wie die in Georgien omnipräsente Gewalt sehr viele Menschen geprägt hat. Anarchie, Bürgerkrieg, zerbrechende Gewissheiten, die ständigen Stromausfälle und das Heroin, das so viele Existenzen vernichtet hat. In gewisser Weise wurden alle Georgier durch diese extremen Erfahrungen gebrandmarkt.“

„Das mangelnde Licht“ ist ebenfalls ein umfangreiches Werk: Auf mehr als 800 Seiten erzählt Haratischwili von vier jungen Frauen aus Georgien. Drei von ihnen treffen sich 2019 nach vielen Jahren in Brüssel bei einer Foto-Ausstellung der Kriegsreporterin Dina wieder. Es sind Schwarz-Weiß-Fotos, Bilder aus der Zeit ihrer Jugend, durch die in Rückblenden die gemeinsame Geschichte der Ich-Erzählerin Keto und ihrer Freundinnen erinnert wird.

Der Beitrag von Eva Gerberding taucht mit Archivmaterial, Interviews und Spielszenen ein in das Georgien der 1990er Jahre, in dem Haratischwili ihre Jugend verbracht hat. Zugleich nähert sie sich der Schriftstellerin und gewährt dem Zuschauer einen kleinen Einblick in ihr Denken und Fühlen. Eine sehenswerte Dokumentation, in der stets ein Hauch Melancholie mitschwingt.