Kommentar "Die Schöne und das Biest" Disneys "Die Schöne und das Biest": Sehr zaghafter schwuler Moment löst Aufschrei aus
Die Worte Disney und wertkonservativ könnte man eigentlich synonym verwenden. Selbstverständlich verkörpert der Medienkonzern nicht mehr dieselben Werte wie bei seiner Gründung 1923, auch er geht mit der Zeit. Allerdings reagiert er auf gesellschaftliche Veränderungen mit ähnlich verzögertem Tempo wie das Recht.
Da ist es fast rührend, wenn nun der Regisseur des Realfilm-Remakes von "Die Schöne und das Biest" mit Reformerstolz auf den ersten schwulen Moment in einem Disney-Film verweist. Die Rede ist nicht vom neuen Céline-Dion-Song im Abspann, sondern von dem Augenblick, in dem LeFou, der trottelige Kumpan des Kraftprotzes Gaston, beim Wechsel der Tanzpartner an einen Mann gerät.
Ist Eiskönigin Elsa lesbisch?
Huch! Bislang musste man sich als gleichgeschlechtlich Liebende(r) mit der theoretischen Möglichkeit begnügen, dass die Eiskönigin Elsa lesbisch sei. Für manche Länder scheint allerdings bereits die bloße Andeutung zum handfesten Skandal zu taugen.
Eine "unverschämte, schamlose Propaganda von Sünde und perverser Sexualität", erregte sich ein Duma-Abgeordneter - in Russland wird der Familienfilm deshalb mit der Freigabe ab 16 laufen. In Malaysia ist er gleich ganz verboten worden, Disney hatte sich geweigert, die inkriminierte Szene herauszuschneiden. Gut so.
Aber der Aufschrei nach Selbstzensur wäre in den aufgeklärteren Ländern wohl viel umsatzschädigender ausgefallen. Noch warten wir auf offen schwule Charaktere in Disneys Marvel- und "Star Wars"-Franchises. Traut euch! Wertkonservativ hat schließlich nichts mit Homophobie zu tun.
