1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. TV & Streaming
  6. >
  7. ZDF-Legende Dieter Thomas Heck: Dieter Thomas Heck: Der Schnellsprecher der Nation wird 80

ZDF-Legende Dieter Thomas Heck Dieter Thomas Heck: Der Schnellsprecher der Nation wird 80

Von Christiane Vielhaber 29.12.2017, 06:42
In der ZDF-„Hitparade“ wurde Heck zum Schnellsprecher der Nation.
In der ZDF-„Hitparade“ wurde Heck zum Schnellsprecher der Nation. imago stock&people

Köln - 15 Sekunden Zeit hatte Dieter Thomas Heck. 15 Sekunden, um am Ende der ZDF-„Hitparade“ vom Regisseur über den Maskenbildner bis zu den Kameraleuten alle Mitwirkenden seiner Show zu nennen und sich dann auch noch zu verabschieden. Das waren noch Zeiten im „Zett-Dee-Eff“.

Davor hatte er alte Bekannte angesagt: Roland Kaiser, Cindy und Bert, Bata Illic, Chris Roberts, Howard Carpendale, Mary Roos, Christian Anders, Rex Gildo. Wohliges Eintauchen in die Gewissheit: Wenn man die „Hitparade“ geschaut hatte, dann hatte man wirklich alle neuen Songs gehört. Wer vor dem Baugerüst, in dem die Bilder der Stars groß gezeigt wurden, auftrat, der hatte es geschafft. Die Schlagerwelt war überschaubar und die „Hitparade“ ihr Schaufenster – dafür sorgten schon die Plattenfirmen.

Bei Bombenangriff verschüttet

Moderator Dieter Thomas Heck, der am Freitag 80 Jahre alt wird, war der Katalysator des Schauspiels und Schnellsprecher der Nation. Der Dieter, der Thomas, der Heck. „Heute sagt jeder: Dass das funktioniert hat, ist kein Wunder, denn damals waren da nur drei Programme. Aber es gab es auch Sendungen, die nur drei Millionen Einschaltquote hatten. Wir hatten immer zwischen 24 und 27 Millionen. Ich weiß noch, wie wir bei 20 Millionen Zuschauern eine Krisensitzung abhielten, weil wir dachten, wir hätten etwas falsch gemacht“, erinnerte er sich einmal.

Als Carl-Dieter Heckscher wurde er 1937 in Flensburg geboren. Oft erzählt ist folgende Begebenheit: Im Alter von fünf Jahren wurde er bei einem nächtlichen Bombenangriff in Hamburg unter einer Kellertreppe verschüttet. Wegen dieses Traumas begann er zu stottern. Eine Gesangsausbildung und lautes Vorlesen sollen ihm geholfen haben, die Sprachstörung wieder loszuwerden.

Mit einem Tonband, das ihm sein Vater geschenkt hatte, machte er erste Aufnahmen. „Dies ist die Sendung aus dem Bett...“, soll es da fabuliert haben. Heck wurde jedoch erst einmal Autoverkäufer bei der Hamburger Borgward-Generalvertretung – da war Beredsamkeit schließlich auch nützlich. Doch sein Ziel war das Showbusiness. 1959 macht er bei Peter Frankenfelds Talentshow „Toi, toi, toi“ mit und sang 1961 in der Vorentscheidung des Grand Prix Eurovision de la Chanson, dem heutigen Eurovision Song Contest. RTL und andere Radiosender wurden auf ihn als Moderator aufmerksam.

Der einflussreiche Mann blieb stets diskret

Showregisseur Truck Branss („Dalli Dalli“) brachte ihn dann zum ZDF. „Und dann habe ich überlegt: Du machst eine deutsche Schlagerparade. Das schien erst mal völlig verrückt. Damals spielten ja alle nur Pop und Rock’n’ Roll“, erinnert sich Heck. Damals wie heute gab es also den Wunsch nach heiler Welt in unruhigen Zeiten. 1969 ging es dann los mit der „Hitparade“ – eineinhalb Jahre vor Einführung des Farbfernsehens.

Heck wurde damit zum einflussreichen Mann in der Branche, blieb aber stets diskret. Fragen nach den Vorgängen hinter den Kulissen beantwortete er stets ausweichend. Ob er bei einigen der Stars wie Roy Black oder Christian Anders gewusst habe, dass hinter der Fassade traurige Schicksale steckten? „Bei manchen habe ich es kommen sehen“, sagte er einmal in einem Interview.

Bis 1984 präsentierte Heck 183 Mal die „Hitparade“, immer mit dem Einstiegssatz: „Hier ist Berlin, es ist 19 Uhr, 30 Minuten und 16 Sekunden“. So, als würde etwas ganz Bedeutendes folgen. Nach seinem Ausstieg verlor die Sendung an Strahlkraft – wohl auch, weil sich die Musik-Zeiten geändert hatten. 2007 gab der Moderator nach fast 39 Jahren seinen Rücktritt von der Bühne bekannt.

Letzter Auftritt bei „Melodien für Millionen“

Bei seiner letzten Sendung „Melodien für Millionen“ erzählte seine Frau Ragnhild (genannt „Hildchen“), mit der er seit 1976 verheiratet ist, vor sechs Millionen Zuschauern, dass sie nach langer Erkrankung krebsfrei sei. Heck weinte. Ein letzter dramatischer Auftritt.

Seit mehreren Jahren lebt das Ehepaar nun zurückgezogen im spanischen Aguilas in der Nähe von Cartagena, abseits der Touristenzentren. Heck leidet unter Lungenproblemen und Diabetes. Seinen Geburtstag feiert er mit engsten Freunden und der Familie. Im Schlagertext hieße es jetzt wohl, dass Spaniens Gitarren für ihn nun jeden Tag erklingen.