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Die geliebten Schwestern

21.06.2016, 22:01
Die Schwestern Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius, li.) und Caroline von Beulwitz (Hannah Herzsprung). Foto: WDR
Die Schwestern Charlotte von Lengefeld (Henriette Confurius, li.) und Caroline von Beulwitz (Hannah Herzsprung). Foto: WDR epa MTI

München - Das ambitionierte Werk „Die geliebten Schwestern” von Star-Regisseur Dominik Graf hatte keinen leichten Stand. Als der Film Mitte 2014 in die Kinos kam, interessierten sich nur rund 120 000 Zuschauer dafür - keine überragende Bilanz.

Beim Rennen um den Auslands-Oscar blieben „Die geliebten Schwestern” in der Vorauswahl auf der Strecke. Beiträge aus 83 Ländern waren einfach zu viel Konkurrenz. Auch bei seiner TV-Ausstrahlung an diesem Mittwoch auf Arte (20.15 Uhr) wird es dem Graf-Werk nicht leicht gemacht, denn im ZDF und auf Sat.1 sind ab 21 Uhr gleich zwei Vorrundenspiele der EM zu sehen.

Die Handlung: Der aufsässige, „Räuber”-Autor Friedrich Schiller liebt die adeligen Geschwister Caroline von Beulwitz und Charlotte von Lengefeld. Und „Die geliebten Schwestern” beschließen, ihre Zuneigung zu dem Dichter auszuleben und beginnen eine gefährliche Liebschaft zu dritt. Doch wie lässt sich in solch einem fragilen Liebesdreieck die emotionale Balance halten?, fragt Regisseur Graf in dem 139 Minuten langen Filmepos.

Im Wettbewerb der Berlinale 2014 feierte Graf („Im Angesicht des Verbrechens”) die Weltpremiere seines Werks und ließ den Gefühlen - und mit einer Festivalfassung von 170 Minuten auch der Zeit - freien Lauf. Der mit theatralischen Mitteln inszenierte Kostümfilm, bei dem Graf selbst als Off-Sprecher das Geschehen kommentiert, stieß beim Festivalpublikum auf ein geteiltes Echo.

Kunstvoll in Szene gesetzt, prächtig ausgestattet, poetisch und sensibel erzählt, lobten die Liebhaber des Films. Zu lang und zu blutleer, klagten Kritiker. Noch mehr Kostümdrama soll es in einer geplanten, zweiteiligen Fernsehfassung mit einer Laufzeit von insgesamt 190 Minuten geben.

Graf erzählt in seinem von der Berlinale-Jury nicht mit einem Bären bedachten Film eine Liebes-, zugleich aber auch ein Stück deutsche Kulturgeschichte. Die Handlung beginnt im thüringischen Rudolstadt im Sommer 1788. Die adeligen, aber mittellosen Schwestern Caroline (Hannah Herzsprung, „Weissensee”, „Der Geschmack von Apfelkernen”) und Charlotte (Henriette Confurius, „Mein erstes Wunder”) haben sich geschworen, alles zu teilen.

Das soll auch für ihre gemeinsame Liebe zum Dichter Friedrich Schiller (Florian Stetter, „Kreuzweg”) gelten. Doch der Funke ihrer am Ende tragischen Leidenschaft springt nur schwer auf den Zuschauer über - zu oft wirken die Schauspieler wie Schachbrettfiguren, deren sorgfältig vorgetragenen Dialoge man lediglich mit Interesse verfolgt.

„Die geliebten Schwestern” war 2014 Grafs erster abendfüllender Kinofilm seit acht Jahren. „Was mich von Anfang an faszinierte: Einen Film über Worte zu machen, Worte der Liebe, der Versprechen, der frohen Sehnsucht nach einem anderen bürgerlichen Leben”, sagte der Regisseur damals. „Briefe verfilmen, den Figuren beim Schreiben zuschauen, manchmal sie die Briefe auch sprechen lassen”, erklärt Graf seine Intention.

„Über Gefühle reden, über Liebe zu dritt reden, planen, ein wenig intrigieren, um freie Bahn zu haben. Drei kluge Menschen, jeder von ihnen kompliziert, jeder auf andere Art”, sagt der Filmemacher. „Wir leben in einer Zeit, in der scheinbar alles möglich ist, wenn es um Beziehungen geht”, erläutert Graf. „Aber diese Geschichte zeigt uns, was wir alles an emotionalem Reichtum seit Schiller verloren haben. Die Hauptrolle im Film spielen die Worte. Es geht darum, wie über Gefühle gesprochen und geschrieben wird.” (dpa)