Die Freibadclique

Berlin - Es geht los mit dem letzten Schultag im Sommer 1944, an dem der Lehrer die Klasse in die Ferien verabschiedet. Kurz danach sitzen fünf Freunde zusammen im Freibad in der Sonne. Entspannte Ferien in der schwäbischen Provinz werden es nicht, schon weil ihnen droht, zur Waffen-SS zu müssen.
Und dabei würden sie alle lieber auf dem Sprungturm abhängen, der Luftwaffenhelferin Lore in ihrem knappen roten Badeanzug zublinzeln oder per coolem Kopfsprung ins Wasser einzutauchen, wie Knuffke und Onkel das immer wieder machen, zwei der fünf Teenager aus der Freibadclique.
Es ist ein Film über das Erwachsenwerden im Krieg, über die Ängste und Hoffnungen von 16-Jährigen, die nie sicher sein können, ob sie nicht doch noch an die Front müssen. „Bleibt übrig”, wünscht Lore ihnen. Aber das ist im letzten Kriegsjahr leichter gesagt als getan. Das Erste zeigt „Die Freibadclique” am Mittwoch (28. März) um 20.15 Uhr. Regie hat Friedemann Fromm geführt, von dem auch das Drehbuch stammt.
Fromm hat den großartigen gleichnamigen Roman aus dem Jahr 2008 von Oliver Storz als Grundlage genommen, der 2011 gestorben ist. Storz, der selbst auch Regisseur und Drehbuchautor war, gehörte zu der Generation, die in „Die Freibadclique” im Mittelpunkt steht.
Mehr noch als der Roman konzentriert sich der Film auf die Freundschaft zwischen dem aus Berlin stammenden Knuffke (Theo Trebs) und Onkel (Jonathan Berlin). Beide wollen nicht in den Krieg, beide können sich dem Wahnsinn nicht entziehen. Aber beide überleben, anders als ihre Freunde Zungenkuss (Joscha Eißen) und Hosenmacher (Laurenz Lerch). Auch Lore (Lili Epply) wird bei einem Bombenangriff getötet.
Als der Krieg zu Ende ist, finden sich die Überlebenden wieder im Freibad zusammen. Knuffke hat ein Auge verloren. Er arbeitet jetzt für die US-Army, nennt sich Charlie, hat plötzlich Beziehungen zu amerikanischen Offizieren, trinkt Whiskey und raucht Lucky Strike.
Onkel weiß nicht mehr, woran er mit ihm ist. Aber er findet heraus, dass Knuffke nicht nur ein Verhältnis mit Gunda (Vica Kerekes), der Geliebten von Captain McKee (Karel Dobry) hat, sondern auch in Schwarzmarktgeschäften mitmischt, die mehr als riskant sind. „Ich bin doch eh verloren, wa?”, sagt er zu Onkel und will keine Warnungen hören.
Und dafür muss er dann bezahlen, auch weil McKee keinen Spaß versteht, wenn es um Gunda geht oder um seine Machenschaften. Onkel findet Knuffke schließlich schwer verletzt auf den Gleisen liegen. Vor dem herannahenden Zug kann er ihn retten, aber sein Leben nicht. Theo Trebs und Jonathan Berlin haben beide starke Rollen - und überzeugen darin auch ohne Abstriche.
Die Schlussszene spielt in der Schule - im gleichen Klassenraum wie am Anfang, nur dass sich die Reihen der Jungs deutlich gelichtet haben. „Weiß noch jemand, wo wir stehengeblieben sind?”, fragt der Lehrer. Als wäre nichts passiert.
Der Roman von Oliver Storz ist illusionslos und pathosfrei. Das gelingt dem Film von Friedemann Fromm ebenfalls. Ob Storz damit zufrieden gewesen wäre oder nicht doch einen ganz anderen gedreht hätte, lässt sich nicht mehr herausfinden. (dpa)