Blanke Brüste für die Männerwelt Blanke Brüste für die Männerwelt: Die peinliche Show beim deutschen Fernsehpreis

Köln - Der Fernsehpreis 2018 ist am vergangenen Freitag mit einer großen Abendshow verliehen worden. Allerdings ohne TV-Übertragung. Die Fernsehzuschauer durften nicht zuschauen, wie sich die TV-Branche selbst feiert. Dies wohl aus gutem Grund.
Das vermutet jedenfalls ARD-Moderatorin Anja Reschke, die die Veranstaltung einem empörten Kommentar für das Medienmagazin ZAPP als sexistisch und hinterwäldlerisch entlarvt.
Die Kritik der Journalistin im Detail:
Ganz anders als zum Beispiel bei den Golden Globes in den USA, bei denen nicht nur die Preisträger öffentlich ein Zeichen gegen sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch setzten, hätte der deutsche Fernsehpreis dieses Thema nicht nur ignoriert - die Macher der Veranstaltung hätten die Show sogar offensiv sexistisch gestaltet.
Die Show habe schon peinlich begonnen. Nämlich mit einer Tanzeinlage, bei der halbnackte Frauen ihre blanken, mit Nippelbommeln beklebten Brüste kreisen ließen. Bananen um die Hüften inklusive. Nicht nur sexistisch, sondern auch rassistisch. Mittendrin die Moderatorin des Abends: Barbara Schöneberger.
Diese Eröffnung sollte offenbar als eine Hommage an die goldenen 20er Jahre gedeutet werden. Die Zeit, in der die Erfolgsserie „Babylon Berlin“ spielt. Am Abend des Deutschen Fernsehpreises wurde die Serie von Tom Tykwer in mehreren Kategorien ausgezeichnet.
Dennoch: In der aktuell auch in Deutschland geführten Diskussion um sexuelle Übergriffe auf Frauen in der Filmbranche - die Vorwürfe gegen den deutschen TV-Regisseur Dieter Wedel wiegen schwer - so eine Show zu bringen, regte nicht nur Kommentatorin Anja Reschke auf.
Am gesamten Abend sei, so Reschke, nicht mal Platz für auch nur ein gehaltvolles Statement gewesen. Traurig.
Dann die Preisträger: allesamt männlich. Außer in der Kategorie „Beste Einzelleistung Information“. Nominiert waren Caren Miosga, Marietta Slomka und Dunja Hajali.
Und was macht Moderatorin Barbara Schöneberger? Sie singt ihre Anmoderation dazu tatsächlich nach der Melodie des Gaussenhauers von 1988: „Das bisschen Haushalt macht sich von allein, sagt mein Mann“ - „Das bisschen Info macht sich von allein, sagt der Claus“ (Claus Kleber, Moderator des ZDF Heute Journals Anmerk. d. Red.)
„Vielleicht war soviel Frauenpower den Veranstaltern unheimlich?", mutmaßt Anja Reschke und kann sich nur zweifelnd an den Kopf fassen.
Sehen Sie hier den gesamten Video-Kommentar von Anja Reschke:
(mz/ibo)