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TV-Tipp Arte-Reportage über „Jüdisch sein“

Juden aus Deutschland gehen auf Identitätssuche: Ein Verein organisiert für junge Menschen kostenlose Reisen nach Israel. Dort werden den Frauen und Männern ihre Wurzeln näher gebracht.

Von Ulrike Cordes, dpa Aktualisiert: 23.11.2022, 16:43
Ein orthodoxer Jude betet an der Klagemauer in der Altstadt.
Ein orthodoxer Jude betet an der Klagemauer in der Altstadt. Ilia Yefimovich/dpa

Berlin (dpa) – - Sie kommen aus der Ukraine und aus Russland, aus Hamburg oder auch aus Nürnberg – und leben in Deutschland. Junge Menschen, die alle eines gemeinsam haben: einen jüdischen Familienhintergrund. Doch es sind auch alles Menschen, die sich selbst dabei meist gar nicht als gläubig betrachten.

Die Arte-Reportage „Re: Wie geht eigentlich jüdisch sein? Junge Deutsche auf Identitätssuche“ am Dienstag um 19.40 Uhr begleitet die 22 Männer und Frauen auf einer von der Einrichtung „Taglit“ in Jerusalem organisierten zehntägigen Bildungsreise nach Israel. Eine Reise in die Region, in der die erste monotheistische Weltreligion vor mehr als 3000 Jahren entstand. Und in der nun wieder – neben Muslimen und Christen - überwiegend Juden zuhause sind.

Werden die zumindest äußerlich gut integrierten 20- bis 30-Jährigen auch dort ein Stück ihrer Identität oder ihrer Heimat finden? Bis in die 1990er Jahre, als sie nach Deutschland, das Land der einstigen Täter, auswandern durften, haben viele ihrer Familien noch in der damaligen Sowjetunion unter Antisemitismus gelitten.

Und auch heute erscheint manchen ein Bekenntnis zum Judentum von Angst und Scham behaftet. Vor dem Abflug in Frankfurt (Main) erklärt etwa Janosch aus Hamburg, der sich als Atheist bezeichnet, er halte es mit der Vorstellung von Judentum als einem leeren Koffer. Den könne man füllen, wie man es für richtig halte. Mit Religion, mit kultureller Identität oder der Erinnerung an die Shoa.

Die gut halbstündige Reportage - eine RBB-Produktion - begibt sich mit der Reisegruppe an historische biblische Stätten. Nach Galiläa, auf die Golanhöhen, an den Jordan, auf die Festung Masada und an die Klagemauer in Jerusalem – sowie in einen Kibbuz aus den 1940er Jahren. Die jungen Spurensucher erleben aber auch das moderne Leben in Jerusalem und Tel Aviv. In ihren Gesprächen lassen sich Fragen, Unsicherheiten, Freude und Entwicklungen miterleben.

So berichtet Janosch, dass er bei einem Innehalten mit den traditionellen Gebetsriemen an der Klagemauer überraschend ein Gefühl von Stimmigkeit erfahren habe. Offen bleibt die Frage, wie viel von dieser Erfahrung die jungen Deutschen mit in ihren Alltag nehmen werden.