24 Milchkühe und kein Mann

Berlin - Wenn der Ehepartner plötzlich stirbt, ändert sich von jetzt auf gleich einfach alles. Noch schwieriger wird es, wenn es um die nackte Existenz der Hinterbliebenen geht.
Darum geht es in der Komödie „24 Milchkühe und kein Mann”, die an diesem Freitag (20.15 Uhr) in einer Wiederholung im Ersten zu sehen ist. Bei der Erstausstrahlung im Mai 2013 hatten respektable fast sechs Millionen Zuschauer eingeschaltet. Eines schönen Morgens passiert es: Bauer Sepp (Sigi Zimmerschied) bricht tot auf seinem Traktor zusammen. Seine Gattin Elli (Jutta Speidel) ist gar nicht allzu traurig, hat der Griesgram doch seine Pflichten daheim nach 25-jähriger Ehe zuletzt sträflich vernachlässigt. Elli schwingt sich also gekonnt selbst auf den Trecker und denkt sich dabei: ein neuer Mann muss her, und zwar nicht nur für die Arbeit auf dem Bauernhof in der bayerischen Provinz.
Über eine Kontaktanzeige gerät sie an den aus Simbabwe stammenden Raymond (Christofer von Beau), der in der bayerischen Provinz schon durch seine Hautfarbe auffällt. Er nimmt sich nicht nur des überschuldeten Hofes, sondern auch der etwas frustrierten Witwe an. Das alles ruft Ellis Kinder auf den Plan: Tochter Kathrin (Kathrin von Steinburg) und Sohn Christian (Sebastian Murr) wollen den Hof lieber verkauft und ihre Mutter als trauernde Witwe sehen.
Und dann ist da noch Ellis Verehrer Kurt Feierabend (Robert Giggenbach), der sich ebenso wie die verschworene Dorfgemeinschaft und die Ausländerbehörde gegen Elli und ihren neuen Mann aus Simbabwe stellt. Sie heiratet ihn zum Happy End trotzdem ganz romantisch.
Das Ende des Films ist dann auch ein wenig kitschig geraten, nach dem eher traurigen Anfang. Vor allem der Mittelteil kann sich durchaus sehen lassen, weil da mit so manchem Klischee gebrochen wird: Eine Frau kann eben sehr wohl ihren Mann stehen, und ein Mann kann auch mal Schwäche zeigen.
Allerdings bedienen Regisseur Thomas Kronthaler („Zimmer mit Tante”) und Autor Thomas Kirdorf („Alpenglühen”) andererseits auch so manches Klischee: In Bayern ist die dörfliche Welt noch wie zu alten Zeiten - da darf die kleinbürgerliche Krämer-Seele schon mal laut sagen: „Hier schleicht so ein Neger durchs Dorf”. Die ohnehin gut situierte Tochter ist nur aufs Erbteil aus, und Toleranz zeigt noch nicht mal der Sohn, der selbst mit einer Thailänderin verheiratet ist.
So manche Frage bleibt offen: Warum geht das frischgebackene Liebespaar nicht entfach woanders hin, wo man etwas liberaler denkt? Egal, dafür gibt's hübsche Landschaftsaufnahmen und einige mehr oder weniger originelle Kameraeinstellungen - gerne hin und her schwankend oder von oben. Und so manche Rückblende mitsamt hübschem Dialog: „Wir haben heute Hochzeitstag!” (sagt Elli) - „Aha. Schon wieder?” (sagt Sepp).
Die Schauspieler agieren routiniert - so lässt Christofer von Beau („Soko 5113”) als Raymond nonchalant seinen ganzen Charme spielen. Jutta Speidel - ihre neue ARD-Reihe „Fanny” wird wegen mauer Quoten nicht fortgesetzt -, lässt es langsam angehen und genießt es als Elli sichtlich, endlich mal wieder umgarnt zu werden. Und sie kann obendrein ganz gut Traktor fahren. Und auch Robert Giggenbach hat als verschmähter Galan seine Rolle gefunden. Alpenglühen mal ganz anders. (dpa)