TV-Tipp "Waffen für die Welt - Export außer Kontrolle" TV-Tipp "Waffen für die Welt - Export außer Kontrolle": Der Irrsinn der Waffenindustrie

„Deutsche Waffen sind überall auf den Schlachtfeldern dieser Welt“, sagt einer der Protagonisten in der Doku „Waffen für die Welt – Export außer Kontrolle“ (ARD, 23.45 Uhr), und ein anderer gibt, so lapidar wie desillusioniert, diese Auskunft: „Heute sind sie in Syrien und Mali, und morgen oder übermorgen in irgendeinem der Nachbarländer“. 320.000 Arbeitsplätze hängen in Deutschland direkt oder indirekt von der Rüstungsindustrie ab, nach den USA und Russland ist Deutschland der drittgrößte Waffenexporteur der Welt, und allein 2012 betrug der Wert der deutschen Waffenexporte 946 Millionen Euro.
Nach geltenden deutschen Exportregeln dürfen Waffen aus deutscher Produktion nicht in Krisengebiete geliefert werden, tauchen aber immer wieder zuverlässig in solchen auf. Zum Beispiel im mexikanischen Bundesstaat Guerrero. Dort tobt seit Jahren ein erbitterter Drogenkrieg, die Polizei selbst ist an dem täglichem Morden beteiligt, und die Bilder des Filmemachers Daniel Harrich belegen, dass die Polizei dort im Drogenkrieg G36-Sturmgewehre der deutschen Rüstungsfirma Heckler & Koch einsetzt. Von deutschen Exportbestimmungen wisse man nichts, sagt ein mexikanischer General, und überhaupt werde man sich nicht an deutsche Auflagen halten. Seit 2010 ermittelt die Stuttgarter Staatsanwaltschaft diesbezüglich und konnte bis heute nicht klären, wie die Gesetze umgangen werden; nur unter größtem Aufwand können die Ermittler anhand der Seriennummern den Weg der Waffen zurückverfolgen.
Daniel Harrich spricht in seinem Film mit Opfern und Profiteuren dieses Geschäfts, weist auf Lücken der deutschen Rüstungsexportkontrolle hin, recherchiert, wie Gewehre und andere Waffen den Tod made in Germany bringen – und wird bei seinen Recherchen auch immer mit dem Gebaren der Firma Heckler & Koch konfrontiert. Die mächtige Rüstungsfirma will kritische Berichterstattung möglichst verhindern und droht Journalisten immer wieder mit ihren Anwälten. Und falls Sie sich fragen, warum die ARD eine solch sehenswerte Doku in der Nacht von Montag Dienstag auf versteckt: Vorher gab es Dringlicheres, es musste unbedingt die Inthronisation des Frankfurter (!) Prinzenpaares ins Programm gehievt werden. Auf diese Entscheidung ein dreifach donnerndes Helau!
