TV-Tipp "Verrückte Welt der Sammelbilder" TV-Tipp "Verrückte Welt der Sammelbilder": Die Klebesucht ist wieder da

Die ersten Spiele sind gespielt bei der Fußball-WM in Brasilien, und vielen Sammlern ergeht es wie bei jeder Weltmeisterschaft: Das Geschehen auf dem grünen Rasen läuft, und sie haben ihre Alben noch nicht voll.
„Verrückte Welt der Sammelbilder“ (WDR, 23.15 Uhr) heißt die Doku, die sich dem Phänomen der Fußball-Bildchen-Sammler widmet. Vor großen Turnieren erfasst die Sammelleidenschaft Millionen von Menschen quer durch alle Generationen. Schüler, die sich das Geld für die Tütchen mit den Bildern vom Taschenheld abknapsen müssen, sind genauso mit Herz und Leidenschaft dabei wie erwachsene Männer mit geregeltem und gutem Einkommen. Sammler freuen sich ein Loch in die Hose, wenn auf Schulhöfen, in Büros und auf öffentlichen Plätzen Tauschbörsen stattfinden und sie dort fehlende Bilder ergattern können, zehn Podolskis gegen einen Messi – oder so ähnlich.
Sammelbilder gibt es bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts; Aristide Boucicaut, der Geschäftsführer des Kaufhauses Bon Marché, setzte die bunten Bildchen gezielt als Werbung ein – zu jedem Einkauf gab es eines gratis dazu. Schokoladenhersteller und Zigarettenmarken übernahmen diese Strategie und legten ihren Produkten Sammelbilder bei. Heute werden weltweit rund sechs Milliarden Klebebilder jährlich verkauft, die Industrie setzt damit rund 250 Millionen Euro um.
Erheblich zu diesem Boom beigetragen haben die Brüder Giuseppe, Benito und Umberto Panini, die Ende der 50er Jahre die selbstklebenden Panini-Sticker erfunden haben. Anfangs gab es nur Bilder von italienischen Fußballstars, schon 1963 aber waren auch solche für die Bundesliga dabei, und seit 1970 gibt es sie auch für Welt- und Europameisterschaften.
In der Doku „Die verrückte Welt der Sammelbilder“ erzählen die Fußballstars Rudi „Tante Käthe“ Völler, Harald „Toni“ Schumacher, Oliver Bierhoff und Thorsten Frings, wie sie aktuell zu ihren Frisuren von früher stehen und wie wichtig ihnen die kleinen Bilder bis heute sind – und der aktuelle Nationalspieler André Schürrle, der mit einer „Olaseku“-Frisur (oben lang, an den Seiten kurz, ein sogenannter Undercut) über den Rasen dribbelt, offenbart was er von Panini-Bildern hält.
Der Film von Corinna Hackenbroch blickt hinter die Kulissen der Stickerproduktion im italienischen Modena und kann ein Geheimnis, dessen Bestand für zukünftige Sammler-Generationen immens wichtig ist, zum Glück nicht aufklären: jenes nämlich, welche Bildchen warum in welcher Stückzahl ihren Weg in die begehrten Tütchen finden.
