TV-Tipp "Nackte Angst - Russische Jagd auf Schwule" TV-Tipp "Nackte Angst - Russische Jagd auf Schwule": Der Gewalt ausgeliefert

Wer heute im jugendlichen Alter in einem Eifeldorf oder in einer anderen ländlichen Gegend merkt, dass er schwul oder lesbisch ist, hat es möglicherweise nicht leicht. Auch dann nicht, wenn Elternhaus und Freundeskreis mit Toleranz und Akzeptanz reagieren. Und wenn sich mit Thomas Hitzlsperger ein ehemaliger Fußball-Nationalspieler outet, ist das immer noch eine Sensation – und leider alles andere als Normalität.
In westlichen Gesellschaften können Homosexuelle aber in der Regel ihr Leben so leben, wie sie es möchten; in anderen Gegenden dieser Welt sieht es nicht so gut aus. In Teilen Afrikas und in der muslimischen Welt werden Homosexuelle geächtet und verfolgt, und was Schwule und Lesben in Osteuropa im 21. Jahrhundert von staatlicher Seite widerfährt, ist gedanklich tiefstes Mittelalter.
Heilung durch Gewalt
„Nackte Angst – Russische Jagd auf Schwule“ (WDR, 22.00 Uhr) heißt die Doku, die aufzeigt, welche Folgen das russische Gesetz zur Homosexuellenpropaganda für Lesben und Schwulen in Putins Reich hat. Per Zeitungsanzeige ködert zum Beispiel eine Gruppe von Russen schwule Männer, lockt sie an geheime Orte und foltert sie. Das alles, so behaupten die Schwulenhasser, geschehe zum Schutz der Kinder und somit zum Wohl der Allgemeinheit. Denn, so ungeheuerlich wie leider wahr: Eine Mehrheit der russischen Bevölkerung hält Homosexualität für eine Krankheit, die durch Gewalt geheilt werden kann – und setzt zudem oft Schwule mit Pädophilen gleich.
Und als ob das nicht schon schlimm und rückständig genug wäre, kommt es in Russland für Homosexuelle noch schlimmer: In einer fatalen Allianz sind sich Schwulenhasser, Staatsmacht und Kirche einig – auch die russisch-orthodoxe Kirche ruft zur Schwulenjagd auf. Vermummte machen in Städten wie Moskau und St. Petersburg Jagd auf Männer, schlagen und vergewaltigen sie und veranstalten Scheinerschießungen, die sie filmen und ins Netz stellen – zur Abschreckung.
Und was macht die russische Polizei? Meistens gar nichts beziehungsweise nicht das richtige. Sie sieht in den meisten Fällen weg und verhaftet viel eher die, die für die Rechte von Homosexuellen demonstrieren. Erschütternde Doku, die zeigt, dass Homosexuelle in Russland Freiwild sind und mit staatlicher und kirchlicher Legitimation gejagt werden dürfen.