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TV-Kritik "Günther Jauch" TV-Kritik "Günther Jauch": Tröstliche Nachricht für Hoeneß

Von Christian Bommarius 10.03.2014, 07:12
Edmund Stoiber (CSU), ehemaliger Ministerpräsident des Freistaats Bayern und Mitglied des Aufsichtsrates der FC Bayern München AG, in der ARD-Talkreihe Günther Jauch.
Edmund Stoiber (CSU), ehemaliger Ministerpräsident des Freistaats Bayern und Mitglied des Aufsichtsrates der FC Bayern München AG, in der ARD-Talkreihe Günther Jauch. dpa Lizenz

Fragen können Fallen sein. Die Frage, „Muss Uli Hoeneß ins Gefängnis?“, die Günther Jauch am Sonntagabend diskutieren ließ, hätte problemlos dazu werden können. Denn sie lässt sich als Erkundigung nach der Rechtslage – die das Landgericht München ab heute im Fall des Steuerbetrügers Hoeneß prüft – oder als Erwartung der Moral betrachten. Im ersten Fall fehlt jedem Außenstehenden die Kompetenz, im zweiten das Interesse des Publikums: Denn ob Hoeneß ins Gefängnis gehört oder weiterhin in den Aufsichtsrat des FC Bayern München, weiß Edmund Stoiber (CSU) – ehemaliger bayerischer Ministerpräsident, Aufsichtsrat beim FC Bayern München und Freund Uli Hoeneß’ – als moralisches Problem nicht besser oder schlechter zu behandeln als jeder andere im Studio und draußen im Lande vor den Fernsehgeräten.

So beschränke sich Stoiber klug darauf, nur ein wenig über Hoeneß zu plaudern und daran zu erinnern, dass dieser „gerade jetzt, in dieser schwierigen Zeit, unverzichtbar“ sei. Wobei – Stoiber bleibt Stoiber – nicht klar wurde, was er damit sagen wollte. Denn leichter, ja glücklicher als derzeit war die Lage des FC  Bayern München nie, unverzichtbar ist Hoeneß also allenfalls heute im Gerichtsaal des Landgerichts München.

„Das geheime Fußballkonto“

Dass Hoeneß sich die Anklage wegen Steuerhinterziehung hätte ersparen können, wenn er ein wenig bedachter, also gründlicher und weniger panisch bei seiner Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung verfahren wäre, erfuhr man dann immerhin aus dem Munde des Stern-Reporters Johannes Röhrig. Denn dieser gab zu Protokoll, er habe zwar Hinweise auf mysteriösen Nummernkonten und dort gelagerte gigantische Summen gehabt – nur wer die Konten führte und wer die Summen lagerte, das habe er eben nicht gewusst, als er im Januar vergangenen Jahres den Artikel „Das geheime Fußballkonto“ veröffentlichte.  Es habe lediglich Indizien gegeben , die auf Hoeneß wiesen, aber keine Beweise, weshalb er auf die Nennung seines Namens verzichtet habe.

Hätte Hoeneß damals gewusst, was Röhrig nicht wusste, hätte er bestimmt gelassener reagiert. So aber überkam ihn offenbar die Panik, er glaubte, den heißen Atem des investigativen Journalisten im Nacken zu spüren, eilig trommelte er einen Steuerberater und einen befreundeten Steuerbeamten in Altersteilzeit zusammen, mit denen er an zwei Tagen und in zwei Nächten eine Selbstanzeige zimmerte, die sich dann als unvollständig herausstellte.

„Alles Verarschung!“

Gewiss war es für Hoeneß – sollte er die Sendung am Vorabend seines Prozesse gesehen haben - keine gute Nachricht, von Röhrig zu erfahren, dass die Gefahr, in der er – Hoeneß – er sich damals glaubte, noch gar nicht bestand und er die Fehler der Selbstanzeige, die ihm die Anklage eintrugen, ohne weiteres und in aller Ruhe hätte vermeiden können.

Immerhin hielt Simone Kämpfer, Wirtschaftsanwältin mit mehrjähriger Erfahrung als Staatsanwältin, für Hoeneß auch eine tröstliche Nachricht bereit. Eine Frage, sie das Landgericht München in dieser Woche klären wird, wird sein, ob die Tat – also der Steuerbetrug – zum Zeitpunkt der Selbstanzeige Hoeneß schon entdeckt war. In diesem Fall wäre die Selbstanzeige unbeachtlich, also nicht strafbefreiend. Sehr nüchtern und überlegt erläuterte Kämpfer, dass die Feststellung eines Kontos und auffälliger Bewegungen darauf kaum genügten, um von einer Entdeckung der Tat zu sprechen. Und mehr habe die Steuerfahndung damals eben nicht gewusst.

Unklar blieb, was ein Herr, der für einige Sekunden mit nicht erkennbarem Ziel in die Talk-Runde stürzte, mit seinem Ausruf meinte: „Alles Verarschung!“ Er wurde sofort von Sicherheitsleuten niedergerungen, am Ende der Sendung versicherte Jauch, es sei um private Probleme gegangen.  Als Kritik an den Medien im Allgemeinen und Talk-Runden im Besonderen wollte er es jedenfalls nicht verstanden wissen.