TV-Kritik "Adam und Eva" TV-Kritik "Adam und Eva": Peinlich verkrampft am Traumstrand
Köln - Das hat Mark Twain nun wirklich nicht verdient. Da verwurstete RTL für seine neue Nackt-Datingshow „Adam sucht Eva“ gleich zu Beginn eines seiner Zitate: „In 20 Jahren wirst Du dich mehr ärgern über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also wirf die Leinen und segle fort aus deinem sicheren Hafen. Fange den Wind in deinen Segeln. Forsche. Träume. Entdecke.“ Ob der große amerikanische Schriftsteller damit junge Leute auffordern wollte, für das Trash-Format eines Privatsenders blank zu ziehen, darf allerdings bezweifelt werden. Doch fest steht eins: RTL gab mit der Einblendung dieser Zeilen gleich mal die Richtung vor. Denn selbstverständlich geht es den Machern nicht darum, durch Bilder nackter junger und gut gebauter Menschen an traumhaften Südseestränden den Voyeurismus der Zuschauer zu bedienen. Gott bewahre! Irgendwelche C-Promis lassen sich schließlich auch nur für den Playboy ablichten, weil sie das künstlerische Werk des Fotografen so beeindruckt.
Sich nackt kennenzulernen ist laut RTL „Dating in seiner natürlichsten und pursten Form“. Hüllenlos könne man sich nicht mehr hinter Make-up und Designerklamotten verstecken. Ganz genau. Deshalb bahnen sich die besten und ehrlichsten Beziehungen ja auch in der Sauna oder am FKK-Strand an. Doch zurück zur Show. Dort durften sich Ricarda (23) und Thomas (27) zwei Tage an einem – das muss man zugeben – wirklich traumhaften Strand vergnügen. Beim ersten Treffen liefen sie nackt am Ufer aufeinander zu und der Berufsberater gab dann hinterher gleich mal zu Protokoll, dass die Medizinstudentin aber wirklich sehr schöne Augen und einen schönen Haarschnitt habe. Mmmh, ist klar. Besonders natürlich und unverkrampft wirkte das Kennenlernen dann allerdings nicht gerade. Eher peinlich verkrampft: Ach, du kommst auch aus Köln? Ist ja toll.
Doch weil ja auch Adam und Eva einstmals von bösen Versuchungen heimgesucht wurden – wir erinnern uns alle, wie das ausging – durfte auch in diesem Paradies die Schlange nicht fehlen. In diesem Fall hört sie auf den Namen Ricardo und ist braun gebrannt, muskulös und tätowiert. Der stolperte irgendwann am Strand auf die muschelsuchende Eva, äh Ricarda, zu und der fiel allen Ernstes nichts Besseres zum Gesprächseinstieg ein als: „Und was machst du hier so?“. Vollends zum Affen wäre natürlich die ehrliche Antwort gewesen. Doch Ricardo, der, wie er versicherte, ein gutes Verhältnis zu seinem Körper hat und auch gerne mal für einen Kaffee nach Barcelona fliegt, war natürlich nur der Liebe wegen auf dieses Eiland gepaddelt.
Wie dramaturgisch vorgesehen folgte ein Hahnenkampf der beiden Männer um die Frau, inklusive der Aufgabe, für sie den Pinsel zu schwingen (hihi) und ein Bild zu malen. Da schnitt Ricardo zwar besser ab, aber Ricarda entschied sich dann doch für Thomas. Am Schluss trafen sich die beiden zum ersten Mal angezogen und wirkten dabei erstaunlicherweise noch verkrampfter als vorher. Ricarda fand ihren Adam mit Klamotten allerdings fast noch heißer als nackt, und ihm fiel nicht viel mehr ein als „Sexy, sexy.“ Da steht doch einer großen, reinen, unverkrampften Liebesgeschichte nun wirklich nichts mehr im Wege.