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Trio-Schlagzeuger ist tot Trio-Schlagzeuger Peter Behrens ist tot: Vom Millionär zum Tellerwäscher

Von Steffen Könau 13.05.2016, 05:19
Stephan Remmler, Peter Behrens und Kralle Krawinkel (v.l., hier 1983) eroberten Anfang der 80er Jahre als „Trio“ die Rockwelt bis nach Amerika.
Stephan Remmler, Peter Behrens und Kralle Krawinkel (v.l., hier 1983) eroberten Anfang der 80er Jahre als „Trio“ die Rockwelt bis nach Amerika. dpa

Halle (Saale) - Er stand wieder hinterm Schlagzeug und spielte diesen knochentrockenen 4/4-Takt. Aber richtig glücklich wirkte Peter Behrens nicht. Unter dem schwarzen Hütchen blieben seine Gesichtszüge unbewegt, die Augen schauten traurig in den kleinen Saal im niedersächsischen Großenkneten, in dem die Trio-Coverband Drei Mann im Doppelbett beim großen Trio-Fantreffen gerade den alten Trio-Hit „Da Da Da“ zum Besten gab.

Noch einmal

Peter Behrens war spontan auf die Bühne gegangen, stoisch klopfte er den Beat, während Doppelbett-Originaltrommler Daniel Adler sich neben ihm eine Wurst schmecken ließ. Unglücklich war Peter Behrens bei diesem, einem seiner letzten öffentlichen Auftritte nicht: Im instrumentalen Mittelteil dreht er sich selbst einen dünnen Haarpuschel auf der Stirn. Und als die Band das Lied beenden will, fordert er störrisch: „Noch einmal!“

Hätte der damals 67-Jährige alles noch einmal machen können, hätte er vielleicht alles ganz anders gemacht. Zu tief war der Sturz vom Rock-Millionär zum Sozialhilfeempfänger, zu schwer waren die Verletzungen, die der uneheliche Sohn eines US-Soldaten in einem Leben auf der Achterbahn erlitten hatte. Von seiner Mutter verschmäht, wurde Peter Behrens in einer Adoptivfamilie großgezogen. Er wollte Lehrer werden, landete aber über Umwege bei Trio, einer Band, die von der heranrollenden Neuen Deutschen Welle bis ganz nach oben gespült wurde. Neben Sänger Stephan Remmler und Gitarrist Kralle Krawinkel gab Behrens, in seiner Jugend kurzzeitig Schüler einer Mailänder Clownschule, in weißem Shirt und roten Hosenträgern und mit starrem Gesicht hinter einer Kindertrommel aufgebaut, den großen Statiker.

Clown mit Trommel

Behrens bewegte die Hände, im Refrain den Mund. Im Leben bewegte er sich nach dem Ende seiner Band nur nach unten. Er spielte Nebenrollen in Filmen, startete eine Solo-Karriere, verlor sich in Drogen und Alkohol. Weil Peter Behrens an den großen Trio-Hits nicht mitgeschrieben hatte, versiegte der Geldstrom. Er musste Sozialhilfe beantragen, er wurde Frührentner und trat nur noch in den Kneipen in seinem Viertel auf, in denen er ohnehin die meiste Zeit verbrachte.

Eine Tragödie, die der stets so traurig wirkende Vater von zwei Kindern mit Galgenhumor nahm. „Der Clown mit der Trommel“ nannte er seine Autobiografie, die den Weg eines Stoikers zeigt, der nicht nur im Trio das kürzeste Streichholz gezogen hatte, dessen Licht eben nicht zum Leben reicht. Am Mittwoch ist Peter Behrends in seinem Heimatort Wilhelmshaven an multiplem Organversagen gestorben. Er wurde 69 Jahre alt. (mz)