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Trend Trend: Massenhaft Melodien für Obama

Von ROLAND MISCHKE 16.01.2009, 18:03

Halle/MZ. - Nas war zuerst skeptisch gegenüber dem Kandidaten aus dem schwarzen Lager, doch dann kippt er im Refrain, der den Sieg Obamas voraus nahm: "Amerika, überrasche uns und gib uns einen schwarzen Mann".

Das kann Obama nicht missfallen haben, aber ob er im Chor wirklich mitgesungen hat, ist ungeklärt. Doch aus Hollywood und der Musikindustrie, von Rockern und Rappern, Videos und Internet-Blogs gibt es noch mehr Sympathieerklärungen für den Präsidenten - mehr sogar als einst für John F. Kennedy. Obama hat in der Unterhaltungsbranche einen Boom ausgelöst. Stevie Wonder war von Anfang an dabei. Unter den Klängen eines Wonder-Songs betrat der Kandidat jede Wahlkampftribüne. Zuvor hatte schon der Rapper Will.I.Am gemeinsam mit Jesse Dylan, einem Sohn von Bob Dylan, den "Yes We Can"-Slogan des Kandidaten der Demokraten aufgegriffen. Beide unterlegten den Spruch mit Musik und baten Promis wie Scarlett Johansson und Nicole Scherzinger, Herbie Hancock und Basketball-Legende Abdul-Jabbar vor die Videokamera. Das Video wurde im Netz viele Millionen Mal angeklickt.

Ob der Jamaikaner Cocoa Tea überhaupt wahlberechtigt war, ist nicht bekannt. Aber die riesige karibische Gemeinde in Nordamerika ließ sich anstecken von seinem "Reggae For Obama". Auch andere Kariben bekannten Farbe. Reggae-Star Don Omar gab ein Video heraus mit dem Titel "Podemos con Obama" (Wir schaffen es mit Obama). Der aus Trinidad stammende The Mighty Sparrow ließ seine Steel-Drummer klöppeln und sang dazu: "Die Welt begegnet Amerika nicht mehr mit Respekt. Willst du das ändern, wähle Barack." Sam Cooke Jr., dessen Vater in den Sechzigern ein Popstar war, ließ sich den pfiffigsten Song einfallen. Während Sam Cookes "Wonderful World" ertönt, wird John McCains Bekenntnis "Ich verstehe von Ökonomie nicht so viel, wie ich sollte" eingeklinkt.

Angeblich ist diese Kampagne als einzige vom Obama-Team bezahlt worden. Der US-Chinese Jin rappt eigentlich nur Kantonesisch, für "Open Letter 2 Obama" wählte er aber Englisch, um seiner Hoffnung Ausdruck zu geben, dass es unter einer Regierung Obama auch bei Polizei und Justiz gerechter zugeht gegenüber Bürgern des Landes, die keine Weißen sind.

Einem tat der Überschwang nicht gut. Obama hatte den Hip-Hopper Ludacris im Wahlkampf dabei, es ging sehr herzlich zu. Das muss der Star falsch verstanden haben. Danach schrieb er den Song "Obama Is Here", in dem er fordert, das Weiße Haus schwarz anzustreichen und Hillary Clinton als "unbedeutende Hure" beleidigt. Obama war entsetzt: "Ludacris ist ein außergewöhnlicher Künstler, aber für diese Zeilen sollte er sich schämen", sagte er.