Trauerfeier Trauerfeier: Manfred Krug bedankt sich bei Frank Beyer

Berlin/dpa. - Beyer war am 1. Oktober im Alter von 74 Jahren in Berlingestorben. Die «bösartigen Umstände» des Filmverbots für Beyers Film«Spur der Steine» (1965/66) mit Krug sei «eine der Kulturschandtatender DDR» gewesen, sagte Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse.
Beyers Unbeirrbarkeit sei ihm aber auch in der Marktwirtschaft imWesten in die Quere gekommen - zum Beispiel beim Scheitern des«Jahrestage»-Projekts von Uwe Johnson. «So viele Filme habe ich vonihm gesehen, wir haben geweint und gelacht und fühlten uns befreit -was kann man einem Filmemacher Besseres nachrufen. Danke, FrankBeyer!», sagte Thierse.
Krug erinnerte sich an «schöne Zeiten, lehrreiche Zeiten» mitBeyer und meinte, ohne ihn und den «Fünf Patronenhülsen» wäre ervermutlich auch nicht Schauspieler geworden. Und in «Spur der Steine»habe er eine Rolle gespielt, «in der ich vielleicht in 50 Jahren nochzu sehen sein werde». Krug bedankte sich nachträglich bei Beyerdafür, «dass du als einziger von uns allen die Dresche eingestecktund dir so viel Mühe gemacht hast, aus der DDR ein besseres oderwenigstens anderes Land zu machen».
Der Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase meinte, das Verbot der «Spurder Steine» sei ein beredtes «Zeugnis für verlorene Chancen des Kinosin der DDR». Dennoch habe Beyer sein Publikum nie verlassen wollen.«Zur deutschen Wiedervereinigung hatte er sein Gewissen mitgebracht.»Akademiepräsident Klaus Staeck sagte, Beyer habe gezeigt, dass essich lohne, Haltung zu bewahren und Überzeugungen zu leben. «DieAkademie verneigt sich vor ihrem Mitglied Frank Beyer.»
Der Schauspieler Armin Mueller-Stahl nannte Beyer in seinen vonAnnekathrin Bürger verlesenen Gedenkworten aus Los Angeles seinen«mit Abstand besten und wichtigsten Freund... der Anständigste,Fairste, Verlässlichste und Uneitelste». Der Schauspieler UlrichMatthes las die letzten Seiten aus dem von Beyer verfilmten Buch«Jakob der Lügner» von Jurek Becker. Der Schriftsteller Volker Brauntrug das Gedicht «Für Frank Beyer» der Lyrikerin Karin Kiwus, BeyersLebensgefährtin, vor. Musikalisch umrahmt wurde die Trauerfeier vonder Filmmusik aus «Jakob der Lügner», der einzigen Oscar-Nominierungin der Defa-Filmgeschichte.
Beyer wurde anschließend auf dem Dorotheenstädtischen Friedhofbeigesetzt, in unmittelbarer Nachbarschaft der Gräber von ArnoldZweig und Adolf Dresen. Auf dem Prominentenfriedhof neben der Brecht-Weigel-Gedenkstätte in Mitte sind neben Bertolt Brecht und HeleneWeigel unter anderem auch der Philosoph F.W. Hegel, der preußischeBaumeister Karl Friedrich Schinkel, der ehemalige Bundespräsident undSPD-Politiker Johannes Rau sowie die Autoren und Publizisten HeinrichMann, Heiner Müller, Hans Mayer, Günter Gaus, Thomas Brasch undStephan Hermlin beigesetzt.