Tori Amos sinnt über Sünde nach
Wien/dpa. - «Abnormally Attracted To Sin» heißt zwar das neue Album der exzentrischen Popsängerin Tori Amos, doch unter Sünde versteht Amos nicht das, was landläufig damit gemeint ist.
Geht es bei den «fundamentalen Überzeugungen» der großen Religionen vom Sündhaften doch «um Unterdrückung und darum, das Sexuelle und das Spirituelle in den Frauen zu trennen», beklagte Amos im APA-Gespräch.
Für Amos ist jedoch «die größte Sünde die Intoleranz». Unverwechselbar Tori Amos sind die Songs der neuen CD, ein bisschen weniger klavierlastig allerdings als früher. Die Texte drehen sich um unterdrückte Weiblichkeit, Religion und auch Politik. Vor allem gehe es darum, «Erotik und Spiritualität zusammenzubringen», meint die Sängerin. «Frauen müssen schon seit langer Zeit mit der Idee umgehen, dass sie, wenn sie Mutter werden, dafür ausgerechnet jene Dinge amputieren müssen, die sie zur Mutter gemacht haben», so Amos.
«Diese andere Seite», das Erotische der Frauen, wird als «nicht ehrenhaft angesehen, und in Magazinen im obersten Regal der Zeitungsstände» versteckt. Amos will betonen, dass dieser essenzielle Wesenszug der Frauen, die «spirituell und sexuell integrierte Frau», nicht versteckt werden soll. Das Patriarchat der «großen Religionen hat da nicht geholfen». Amos ist jedoch «wirklich überzeugt, dass es auch besser für die Männer wäre, wenn die Frauen in diesem Zusammenbringen» der verschiedenen Facetten des Weiblichen unterstützt würden.
Intoleranz hingegen sei die «größte Kraft, die uns Krieg führen und andere Leute wegen deren Glauben attackieren lässt». Um überleben zu können, müssten die Menschen für die künftigen Generationen «einige dieser Konzepte auf neue Beine stellen. Die Erde wird durch die Intoleranz sonst ein sehr kleiner Planet.»
Die neue CD, nach einem Zitat aus dem Musical «Guys and Dolls» benannt, erscheint auch in einer Deluxe-Version mit einer Bonus-DVD, auf der zu jedem Song ein eigener Videofilm zu finden ist - «Visualettes» nennt Amos diese kurzen Filme. Im Schaffensprozess haben Video und Audio einander gegenseitig beeinflusst und seien zusammengesehen ein ganz neues Werk, betont die Musikerin. Alle Teile (u.a. auch die aufwendigen Fotografien im Booklet) passen perfekt zueinander. Dahinter steckt viel Arbeit, viel Liebe und auch viel Geld, meinte Amos. Derartiger Aufwand ist untypisch in Zeiten des Downloads, aber «als Künstler muss man geben, geben, geben. Ich wollte den Menschen etwas geben, das haptisch ansprechend ist und reich.»