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Tomte: Verspielter und reifer zugleich

Von Irena Güttel 10.10.2008, 12:57

Hamburg/dpa. - Was macht eine Band, wenn sie innerhalb weniger Monate zwei ihrer Mitglieder verliert? Alles hinschmeißen? Einfach weitermachen? Tomte entschied sich für letzteres.

Erst kam ein neuer Keyboarder, dann ein neuer Bassist. Damit ist von der Gründungsbesetzung zwar nur noch Sänger Thees Uhlmann an Bord. Dem typischen Tomte-Sound konnte das aber keinen Abbruch tun. Auf dem neuen Album «Heureka» setzen die fünf Musiker wie gehabt auf Britpop-lastige Melodien mit Moll-Akkorden. Dabei klingen sie jedoch verspielter und zugleich reifer.

«Du bist nicht gestorben, Heureka», singt Uhlmann im Titelsong der Platte und meint damit auch ein bisschen die eigene Band. Im Januar verließ Schlagzeuger Timo Bodenstein die Gruppe - aus familiären Gründen, hieß es. Er und Uhlmann hatten 1994 Tomte gemeinsam im niedersächsischen Hemmoor gegründet. Im August stieg dann Bassist Olli Koch, einer von Uhlmanns besten Freunden, überraschend aus, weil sein Handgelenk nicht mehr mitmachen wollte. «Das ist 'ne Situation, über die sich eine Band auch mal gerne auflöst», beschreibt Uhlmann die Stimmung damals. «Dass wir es trotzdem geschafft haben, weiterzumachen - das ist für mich der Heureka-Moment.»

Ein erste Kostprobe, wie Tomte in neuer Besetzung klingt, gab es für die Fans kurz vor dem Release der ersten Single «Der letzte große Wal» auf dem Hamburger Fischmarkt. Auf dem Dach eines alten Busses, umkreist von Möwen, rockten die Jungs lässig ein paar neue Songs und einige alte Hits ab. Zu ihren Füßen die Fan-Gemeinde, die entspannt mit einer Pulle Bier in der Hand mitwippte und natürlich schon alles mitsingen konnte. Denn auch auf der neuen Scheibe sind die Refrains so schön eingängig, dass sie bereits beim ersten Hören hängen bleiben.

Das mag vor allem an Uhlmanns Art liegen, die Silben an den unmöglichsten Stellen zu dehnen. «Das ist mein Style zu singen. Die deutsche Sprache muss geknechtet werden», sagt er und setzt gleich noch einen lockeren Spruch hinterher. Das mögen die Fans, wirkt es doch angenehm direkt und einfach ehrlich, so wie einer von ihnen halt - womit Uhlmann auch gerne kokettiert. Nach Konzerten mischt er sich häufig unters Publikum, stößt mit Fans an und tauscht Handynummern.

So lernte er auch den neuen Keyboarder Simon Frontzek kennen. «Er ist einer von diesen drei, vier Menschen im Leben, die man sieht und sofort weiß, irgendwas werden wir mal miteinander haben.» Daraus wurde eine Bekanntschaft, man nahm zusammen eine B-Seite auf und als dann Not am Mann war, rückte Frontzek wie selbstverständlich nach. «Ich wusste, dass der was kann. Aber dass er so gut ist, das nicht», erklärt Uhlmann.

Damit war der Besetzungswechsel allerdings nicht vorbei. Tomte heuerte außerdem noch einen neuen Produzenten an, der die zwölf Stücke zu einem runden, Ohrwurm-versprechenden Werk arrangierte und ihnen zu einem frischeren Klang verhalf. Das Keyboard rückt wieder mehr in den Hintergrund, Gitarren und Schlagzeug experimentieren beim Zusammenspiel. Trotzdem: In einem bleiben sich Tomte treu. Ihre Musik wird immer alte Schule bleiben, wie Uhlmann beteuert: «Bei uns hat keiner den Drang, mit Computern zu arbeiten. Das ist einfach nicht mein Ding.»

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