Todestag von Loriot am 22. August Todestag von Vicco von Bülow am 22. August: Von Parkplätzen und Plastikenten bei Loriot

München/dpa - Auch sieben Jahre nach seinem Tod ist der Humorist Vicco von Bülow unvergessen. Das, was er als Loriot in die Welt gesetzt hat, ist längst deutsches Kulturgut. Die Weine aus dem legendären Loriot-Weinsketch „Vertreterbesuch“ gibt es inzwischen wirklich: Die „Oberföhringer Vogelspinne“, das „Hupfheimer Jungferngärtchen“ und der „Klöbener Krötenpfuhl“.
Fans schmücken Loriots Grab auf dem Berliner Waldfriedhof Heerstraße in Erinnerung an einen seiner berühmtesten Sketche mit gelben Quietscheentchen und in Erinnerung an seine große Leidenschaft mit Möpsen aus Porzellan - auch wenn Kritiker das pietätlos finden. Inzwischen trägt auch eine Spinne seinen Namen. Der Frankfurter Spinnenforscher Peter Jäger benannte einen zwei Millimeter großen Achtbeiner aus Laos nach Loriot.
Der Autor Stefan Lukschy zitiert Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) in seinem Buch „Der Glückliche schlägt keine Hunde. Ein Loriot Porträt“: „Mit seiner vielfältigen Begabung, seiner Intelligenz und seinem feinsinnigen Humor hat Loriot auf unvergleichliche Weise brillante und zeitlose Unterhaltungskunst geschaffen.“
Vicco von Bülow alias Loriot starb am 22. August 2011
Komiker Bastian Pastewka erinnert sich darin an seinen ersten Besuch bei den von Bülows und einen „übergroßen, feierlichen Kuchen mit Mops-Motiv“ und Michael „Bully“ Herbig, der Loriot 2009 den Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises überreichte, berichtet, was der ihm nach der letzten Probe gesagt habe: „Schade, dass wir uns nicht früher kennengelernt haben.“
Der Auftritt beim Filmpreis sollte von Bülows letzter großer in der Öffentlichkeit sein. Er starb am 22. August 2011 im Alter von 87 Jahren in Münsing am Starnberger See. „Bernhard-Viktor v. Bülow 12.11.1923 - 22.8.2011“ steht schlicht auf seinem Grabstein in Berlin.
Loriot: Sein Sprachwitz und die Pointen sind längst legendär
Die genaue Beobachtung des Alltags des kleinen Bürgers, die gnadenlose Überzeichnung - und die „zerbröselte Kommunikation“, das Aneinander-vorbei-Reden: Das waren Loriots Themen. Sein Sprachwitz und seine Pointen sind längst legendär: der Sketch mit der Nudel im Gesicht, Lottogewinner Erwin Lindemann und die Knollennasenmännchen Dr. Klöbner und Müller-Lüdenscheidt in einer Hotelwanne im Streit um eine Badeente. Loriot hat Lebensweisheiten geprägt wie „Frauen und Männer passen einfach nicht zusammen“ und dem Publikum Filme hinterlassen wie „Ödipussi“ und „Pappa ante portas“.
Eine Ausstellung im Münchner Literaturhaus zeigte zu seinem 90. Geburtstag 2013 einen anderen, bislang unbekannten Loriot. Unter Schlaflosigkeit habe er sein Leben lang gelitten, sagte Kurator Peter Geyer, ein Vertrauter der Familie von Bülow. „Er konnte seinen hellen Geist nicht einfach ausknipsen.“ Und so begann er, in der Nacht zu zeichnen. „Nachtschattengewächse“ hat er die Werke genannt, die dabei entstanden und die der Höhepunkt der Münchner Ausstellung waren.
Loriot litt unter Schlaflosigkeit - und malte
Sie zeigen einen Loriot, wie man ihn nie zuvor gesehen hat. Einen etwas dunkleren, einen, der Fantasien zeigt, losgelöst vom gezeichneten Witz. Die lustigen Männchen mit der Knollennase geraten dabei immer weiter in den Hintergrund. Das, was Vicco von Bülow da nachts in seinem Haus am Starnberger See zu Papier brachte, erinnert entfernt an den Stil Picassos. Nackte Frauen mit zerfallenen Kronen sind auf den Zeichnungen zu sehen, ein Elefant mit Reißzähnen - und auch ein Mops, kubistisch zerlegt.
Apropos Mops: Brandenburgs damaliger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sagte zu Loriots erstem Todestag in Anlehnung an eines seiner berühmtesten Zitate: „Ein Leben ohne Loriot ist möglich, aber sinnlos.“
Stefan Lukschy: „Der Glückliche schlägt keine Hunde. Ein Loriot Porträt“, Aufbau Verlag, Berlin, 345 Seiten, ISBN 978-3-351-03540-2
„Loriot - Spätlese“, Diogenes, 368 Seiten, ISBN 978-3-257-02121-9