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Todesfall Todesfall: Schweizer Dirigent Marcello Viotti in München gestorben

17.02.2005, 15:17
Der international renommierte DirigentMarcello Viotti ist mit 50 Jahren an den Folgen eines Schlaganfallsgestorben. (Foto: dpa)
Der international renommierte DirigentMarcello Viotti ist mit 50 Jahren an den Folgen eines Schlaganfallsgestorben. (Foto: dpa) Bayerischer Rundfunk

München/dpa. - Viotti wird in seinem Schweizer Heimatort Vallorbe in der Nähe vonLausanne beerdigt, teilte der BR weiter mit. Auch in München soll esnoch eine Trauerfeier geben. Der Sohn italienischer Eltern zählteseit Jahren zu den Spitzenkräften seines Fachs. Der Musiker hatte inder vergangenen Woche bei den Proben zur konzertanten Aufführung vonJules Massenets «Manon» mit dem Münchner Rundfunkorchester einenSchlaganfall erlitten und lag danach im Koma.

Der zwischen Mailand, Wien, New York und München an allen großenOpernhäusern der Welt tätige Viotti hatte wegen der geplantenAuflösung des Münchner Rundfunkorchesters sein 1998 übernommenes Amtals Chefdirigent dieses Klangkörpers Ende 2004 niedergelegt. EinHöhepunkt seiner Karriere war die Ernennung zum musikalischenDirektor des Opernhauses La Fenice in Venedig, dessen Orchester erseit 2002 zusätzlich als Chefdirigent leitete.

Der künstlerische Leiter der Oper La Fenice, Giorgio Segalini,brachte am Donnerstag große Trauer über den Tod von Viotti zumAusdruck. «Für unser Theater ist das ein ganz großer Verlust. Mitseiner Vitalität, seiner Energie und seinem Humor war Marcello Viottiein ganz außergewöhnlicher Kollege für uns», meinte Segalini. Es seifür das Theater «sehr schwer, sich eine Zukunft ohne ihnvorzustellen».

Der Direktor der Wiener Staatsoper Ioan Holender bezeichnete denTod von Viotti als «Verlust für die gesamte Musikwelt». «Er warwirklich, obwohl er in allen großen Opernhäusern der Welt dirigierthat, ein Dirigent ohne Feinde. Sein Tod geht uns allen sehr nahe undzeigt uns die Vergänglichkeit von allem, was wir tun», sagte Holenderam Donnerstag in Wien.

Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) würdigte Viotti als«eine der faszinierendsten Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit». BR-Intendant Thomas Gruber erklärte: «Ich verneige mich in Trauer vordem großen Dirigenten und wahrhaft schöpferischen Menschen MarcelloViotti.»

Der Intendant der Salzburger Festspiele, Peter Ruzicka, erklärte:«Die Salzburger Festspiele trauern um einen ausgezeichneten Musikerund wunderbaren Menschen, mit dem wir noch so vieles gemeinsamgeplant hatten.» Christian Thielemann, Chef der MünchnerPhilharmoniker, sagte: «Nicht nur die Orchester, auch die Zuhörerliebten ihn.»

In Deutschland war Viotti zunächst Generalmusikdirektor in Bremenund von 1991 bis 1995 Chefdirigent des Symphonieorchesters desSaarländischen Rundfunks. Danach war er drei Jahre einer derHauptdirigenten des MDR Symphonieorchesters Leipzig. Zuletzt stand erim Februar in einer konzertanten Aufführung von Vincenzo Bellinis«Norma» mit Edita Gruberova in der Wiener Staatsoper am Pult. Bei denkommenden Salzburger Festspielen sollte er im Sommer die mehrfachausverkaufte Neuinszenierung von Giuseppe Verdis Oper «La traviata»mit Anna Netrebko in der Titelrolle dirigieren.

Viotti studierte in Lausanne zunächst Klavier, Gesang und Cello.Sein Dirigierdebüt gab er als Leiter eines Bläserensembles in Genf.Gerade 30-jährig wurde er 1985 Kapellmeister am Teatro Reggio inTurin. Zwei Jahre später folgte die künstlerische Leitung an derLuzerner Oper. Viotti war mit einer ehemaligen Geigerin verheiratetund hinterlässt vier Kinder.