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Tic Tac Toe auf Tour Tic Tac Toe auf Tour: Comeback mit gut verheilten Wunden

Von Dirk T. Fellinghauer 08.03.2006, 08:39
Die Popgruppe Tic Tac Toe mit Ricky (v.l.), Lee und Jazzy singt bei der Popshow «The Dome» in der SAP-Arena in Mannheim. (Foto: dpa)
Die Popgruppe Tic Tac Toe mit Ricky (v.l.), Lee und Jazzy singt bei der Popshow «The Dome» in der SAP-Arena in Mannheim. (Foto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Vom Mädchentrio zur Frauenband, vonTeenagerproblemen zu den Missständen einer globalisierten undfanatisierten Welt. Gereift und erwachsen geworden melden sich TicTac Toe zehn Jahre nach ihrem Durchbruch mit «Ich find' dich scheiße»und acht Jahre nach ihrer spektakulären Trennung in Originalbesetzungzurück. Streitigkeiten der Vergangenheit sind für Lee (31), Jazzy(30) und Ricky (28) kein Thema mehr: «Nach zehn Minuten waren wir sovertraut miteinander wie früher», schildern sie ihr erstesWiedersehen.

«Mit der Wut und Traurigkeit, die ich nach der Trennung hatte,habe ich schon seit Jahren abgeschlossen», sagte Ricky der DeutschenPresse-Agentur (dpa) in Frankfurt am Main: «Wenn da noch offeneWunden gewesen wären, hätte ich mich nicht dazu entschlossen, Tic TacToe nochmal auf die Beine zu stellen.» Tic Tac Toe war dieerfolgreichste deutsche Mädchenband der 90er Jahre. Nach einersteilen Blitzkarriere mit mehr als 5 Millionen verkauften CDs kam es1997 bei einer Pressekonferenz zum Eklat. Anstatt wie geplant Einheitzu demonstrieren, beschimpften sich die jungen Frauen und besiegeltendas Aus ihrer Gruppe.

Im Rückblick bereuen sie nichts. «Wir haben gar keine Fehlergemacht», beurteilt Lee die damalige Zeit, «und wenn es die Leute soempfunden haben: Fehler sind dazu da, um Erfahrungen zu machen. BeiKindern ist es ja auch so». Nun betreibt das Trio sein Comeback mitdem gleichnamigen Album, das während eines dreimonatigen gemeinsamenAufenthalts auf Lanzarote entstanden ist. Produziert wurde es vonTimo Oac von den Söhnen Mannheims. Die Rapperinnen und Sängerinnenbetonen, dass sie diesmal bei der Entstehung der Songs sehrinvolviert waren: «80 Prozent sind von uns.» Zehn Jahre nach demDurchbruch der Band haben sich die Themen geändert. In sehrpersönlichen Songs wie «Lass los» und «Brief» werden persönlicheSchicksalsschläge verarbeitet. «Das ist eins zu einsautobiografisch», bestätigt Lee ohne Scheu. «Da hatte ich noch nieein Problem mit. Das ist ja das, was Tic Tac Toe ausmacht.»

Gute Laune verbreiten Tic Tac Toe weiterhin. Daneben bleibt Platzfür das wütende Anprangern von Missständen: «Wir Menschen bekriegenuns, weil wir verschiedene Religionen haben. Das machen wir seitJahren und jetzt kriegen wir auf die Fresse», ereifert sich Jazzy,«es geht nur noch um Rohstoffe und alles, was wir schon verpulverthaben, und jetzt fangen wir deswegen an zu heulen.»

Das Trio will sich über die Musik hinaus engagieren, etwa fürKinder oder beim Thema Aids: «Wir schauen uns gerade um, wie wir ambesten helfen können.» Unicef sei «immer cool», sie sympathisierenauch mit «vielen kleinen Organisationen, wo Leute sich starkengagieren». Nicht nur im Ausland sei Hilfe nötig, findet Lee: «DerStaat hat genug Geld, um neue Bullenautos zu kaufen oder zulackieren. Aber bei Schulen, Spielplätzen, Kindergärten,Freizeiteinrichtungen und Lehrstellen wird überall gespart.»

Wie lange Tic Tac Toe im zweiten Anlauf zusammenbleiben, wollenRicky, Lee und Jazzy, die nun mit großer Liveband auf Tour gehen,nicht voraussagen: «Wir machen so lange zusammen Musik, wie wir Lusthaben, so lange wir ehrlich damit umgehen können und Gefühle teilenund in Textform bringen können und so lange wir Spaß aneinanderhaben.» Wenn das nicht mehr der Fall sei, werde es «eine Pause gebenoder ein endgültiges Ende oder was auch immer. Darüber machen wir unsjetzt keine Gedanken».

Die «Comeback»-Tour von Tic Tac Toe startet am 20. April inDresden, weitere Termine sind in Magdeburg (21.4.), Leipzig (22.4.),München (28.4.), Zürich (29.4.), Wien (30.4.), Neu-Isenburg (2.5.),Hamburg (3.5.), Berlin (4.5.) und Köln (5.5.)