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Thüringen Thüringen: Gotha erinnert an Rückkehr der Kunstraub-Schätze

12.08.2008, 15:37
Im Schlossmuseum in Gotha zeigt eine Kuratorin eine Porträtplakette mit dem Abbild von Zar Peter dem Großen aus rotem Böttger-Steinzeug aus Meißen um 1712/13. (Foto: dpa)
Im Schlossmuseum in Gotha zeigt eine Kuratorin eine Porträtplakette mit dem Abbild von Zar Peter dem Großen aus rotem Böttger-Steinzeug aus Meißen um 1712/13. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Gotha/dpa. - Unter den 62 Gemälden, die vor 50 Jahren zurückgegebenwurden, sind das berühmte «Gothaer Liebespaar» eines unbekanntenaltdeutschen Meisters, Werke von Rubens, Bruyn und den beidenCranachs, teilte die Stiftung am Dienstag mit. Es folgten 1958/1959wertvolle Stücke der antiken und ägyptischen Sammlungen sowie Münzenund Medaillen. Bereits 1957 waren 330 000 Bücher der HerzoglichenSammlung aus der UdSSR in die ehemalige Thüringer Residenzstadtzurückgekommen.

In Gotha wie auch in Dresden, Berlin, Potsdam, Leipzig oder Dessauhatte nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Trophäenkommission derRoten Armee zehntausende Kunstobjekte beschlagnahmt, verpackt und inMuseen und Archive der Sowjetunion gebracht. Die Sowjetunion sah dieMitnahme der Kunstwerke als Schadensersatz für die nicht wieder gutzumachenden Verluste an, die Hitler-Deutschland über die Völker derSowjetunion gebracht hatte. 1957 vereinbarten die DDR und die UdSSR,gegenseitig Kunstwerke zurückzuführen. 1,5 Millionen Objekte tratenim August 1958 den Heimweg nach Deutschland an. In spektakulärenAusstellungen in Leningrad, Moskau und Berlin wurde eine Auswahldavon gezeigt.

Die Stiftung verstehe die Ausstellung auch als Dankeschön für dieRückgabe, sagte Sprecher Roland Krischke. Es seien jedoch noch nichtalle Objekte aus russischen Depots zurückgekehrt. Nachweislich seien35 Gefäße und Terrakotta-Figuren aus dem Altertum im Puschkin-Museumder Bildenden Künste in Moskau. Der kunsthandwerkliche Bestand derKunstkammer - Gold- und Silberschmiedeobjekte, Gläser sowie Arbeitenaus Elfenbein, Bernstein, Edel- und Halbedelsteinen - war komplettbeschlagnahmt worden. Ein Teil davon befindet sich nach den Angabennoch in der Eremitage in Sankt Petersburg. Gotha besitze nur nochrund 40 Prozent des bis Ende des Zweiten Weltkrieges nachweisbarenBestandes. Allerdings habe die Sammlung bereits in den Kriegswirrenund während der amerikanischen Besatzung schmerzhafte Verlusteerlitten.

Im Schlossmuseum in Gotha betrachtet Kuratorin Ute Däberitz einen Kupferstich, den Entwurf für einen Bischofsstab, von Martin Schongauer aus Colmar (1430-1491). (Foto: dpa)
Im Schlossmuseum in Gotha betrachtet Kuratorin Ute Däberitz einen Kupferstich, den Entwurf für einen Bischofsstab, von Martin Schongauer aus Colmar (1430-1491). (Foto: dpa)
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