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Thüringen Thüringen: Die von Hildburghausen wird exhumiert

28.06.2012, 09:34

Hildburghausen/Erfurt/dpa. - Das Geheimnis um die „Dunkelgräfin“ von Hildburghausen soll gelüftet werden. Der Stadtrat von Hildburghausen habe am Mittwochabend grünes Licht gegeben, dass das Grab der mutmaßlichen französischen Königstochter Marie Thérèse - genannt „Madame Royale“ - geöffnet werden könne, bestätigte Kulturamtsleiterin Margitta Stange am Donnerstag einen Bericht des MDR. Die „Dunkelgräfin“ ist eines der letzten großen Rätsel der Thüringer Geschichte, das der MDR mit einem interdisziplinären Wissenschaftsprojekt lösen will. War sie die letzte Überlebende der Königsfamilie nach der französischen Revolution - also die Tochter von König Ludwig XVI. und seiner Frau Marie Antoinette?

Das Ergebnis soll in einer Fernsehdokumentation präsentiert werden, erklärte der MDR. Er hatte bereits 2008 mit der Klassik Stiftung Weimar den „Friedrich-Schiller-Code“ geknackt und damit einen jahrhundertelangen Wissenschaftler-Streit um die Gebeine und die zwei Schädel im Grab des Dichters klären können. Das Ergebnis: Keiner der beiden Köpfe stammt von dem Weimarer Klassiker. Das Dichtergrab in der Fürstengruft neben Goethe ist seitdem leer.

Mit wissenschaftlichen Methoden der Genealogie, der Anthropologie und der Gen-Analytik solle auch diesmal Licht ins Dunkel gebracht werden, erklärte Eva Hempel, verantwortliche MDR-Redakteurin für das Projekt. Das Grab am Schulersberg in Hildburghausen stehe unter Denkmalschutz. „Deshalb werden die nächsten Schritte jetzt mit der Denkmalbehörde abgestimmt.“ Die Vorbereitungen liefen.

Die Ansicht der Hildburghäuser zu dem Projekt ist umstritten: Viele sind laut MDR der Meinung: unbedingt, andere: auf keinen Fall. Die Öffnung des Grabes der mutmaßlichen Tochter des französischen Königs Ludwig XVI. und seiner Frau war bereits vor Jahren Gegenstand heftiger Diskussionen. Bis zur jetzigen Stadtratsentscheidung galt der Beschluss 1626 aus dem Jahre 2004, der eine Öffnung des Grabes der „Dunkelgräfin“ und die Exhumierung der sterblichen Überreste verbot.

Sie hatte bis zu ihrem Tod 1837 insgesamt 30 Jahre lang in Hildburghausen Zuflucht gesucht. Der Name „Dunkelgräfin“ stammt von der tiefen Verschleierung der Unbekannten, die zu Lebzeiten nie erkannt werden wollte. Ihr Aufenthalt im herzoglichen Schloss zog immer wieder das Interesse von Wissenschaftlern auf sich. Das Königspaar war 1793 hingerichtet worden.