Theaterintendant und Regisseur Theaterintendant und Regisseur: Wolfgang Engel wird 60 Jahre

Leipzig/dpa. - Anfang des Jahres hatte Wolfgang Engel in einer Diskussionsrunde in Leipzig klar gemacht, was ihn am städtischen Schauspielhaus hält: Nur Intendant zu sein, mache in Zeiten knapper Kassen keinen Spaß mehr - doch zum Glück sei er ja noch Regisseur. An diesem Mittwoch (13. August) begeht Engel seinen 60. Geburtstag. Er feiert, wie man es von einem Theaterbesessenen erwartet: mit der Premiere einer eigenen Inszenierung. Auf dem Spielplan steht William Shakespeares «Troilus und Cressida». Das ist ein Theatertext, in dem - so hebt es die Programmankündigung hervor - Shakespeare alle Illusionen über das Wesen der menschlichen Natur verloren zu haben scheint.
Beruflich angefangen hat Engel nach dem Abitur als Bühnenarbeiter am Theater seiner Geburtsstadt Schwerin. Bis 1974 war er dort als Schauspieler, Regieassistent und schließlich Regisseur tätig. Dann folgte ein Wechsel an die Landesbühnen Sachsen in Radebeul, begleitet unter anderem von Lehrtätigkeiten in Berlin. Den großen Durchbruch schaffte Engel am Staatsschauspiel Dresden, wo er 1980 als Spielleiter verpflichtet wurde und viele Klassiker, aber auch Heiner Müller auf die Bühne brachte.
Die Premiere von Heinrich von Kleists «Penthesilea» 1986 begeisterte den Theaterkritiker des SED-Zentralorgans seinerzeit als eine «durch Dezenz der Leidenschaften faszinierende Inszenierung». «Der Regisseur erreicht hier (...) eine künstlerische Reife, die ihn in die erste Reihe der Schauspielregisseure unseres Landes rückt», hieß es am 25. März 1986 in dem Parteiblatt. Zum SED-Staat blieb Engel allerdings auf Distanz, den DDR-Nationalpreis lehnte er 1989 ab. 19 Menschen hätten ihn bespitzelt, erzählte er später nach der Lektüre seiner Stasi-Akte.
Nach der Wende wechselte Engel 1991 als Spielleiter ans Schauspiel in Frankfurt/Main. Bereits in den 80er Jahren hatte er hin und wieder auch in Westdeutschland inszenieren dürfen, in Saarbrücken, Düsseldorf und München. Seit 1995 ist Engel Intendant am Leipziger Schauspielhaus. Über die Landesgrenzen hinaus fanden vor allem seine zweite Inszenierung von Goethes «Faust» in beiden Teilen 1999 sowie von Fellinis «Schiff der Träume» im September 2000 Beachtung.