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Theater Theater: Intendant mit Leidenschaft: Frank Baumbauer wird 60 Jahre

Von Hilmar Bahr 01.09.2005, 07:35
Frank Baumbauer, Intendant der Münchner Kammerspiele. Der Theatermanager feiert am Freitag seinen 60. Geburtstag. (Foto: dpa)
Frank Baumbauer, Intendant der Münchner Kammerspiele. Der Theatermanager feiert am Freitag seinen 60. Geburtstag. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Frank Baumbauer fühlt sich in München mit seinemTheater angekommen. Diese Einschätzung, bekundet bei der Vorschau zumneuen Spielplan, unterstreicht den teilweise steinigen Weg, den derleidenschaftliche Theatermanager in seiner Heimatstadt zurücklegthat, seit er 2001 an dem Münchner Kammerspielen das Erbe von DieterDorn antrat. Nach «sieben guten Jahren» am Deutschen Schauspielhausin Hamburg wechselte der erfolgreiche Intendant, der am Freitag (2.September) seinen 60. Geburtstag feiert, von der Elbe an die Isar.

Wie schon zuvor in Basel und in Hamburg war es für Baumbauer auchin München wieder ein Neubeginn. Mit dem langjährigen Kammerspiel-Intendanten Dorn war fast das komplette Ensemble «auf die andereStraßenseite» ans Residenztheater des Bayerischen Staatsschauspielsgewechselt. Neben dem Aufbau eines neuen Ensembles und eines neuenRepertoires musste Baumbauer auch mit den Widrigkeiten der noch nichtabgeschlossenen umfassenden Sanierung des Schauspielhauses fertigwerden. Gespielt wurde - mit stetig wachsendem Zuspruch - vorerst indem Neubau des Probengebäudes und in einer aufgelassenen Fabrikhalle.

«Für die Münchner kann es doch nur spannend und lebendig sein,zwei verschiedene Theaterhaltungen kennen zu lernen», meinteBaumbauer bei der Vorstellung seines ersten Spielplans. Und nahmdamit auch gleich allen Skeptikern den Wind aus den Segeln, diebefürchteten, Baumbauer mache ein Programm gegen Dorn. «Ich stehedoch für ein ganz anderes Theater.» Diese «Antritts-Aussage» giltauch heute noch. Baumbauer hat nicht nur ein junges Team aufgebaut,sondern mit seinen Regisseuren eine neue Theaterästhetik in demTraditionshaus etabliert.

Mit Jossi Wieler und Luk Perceval band Baumbauer zwei hoch gelobteRegisseure an sein neues Haus, das bereits in der ersten Spielzeitzwei Einladungen zum Berliner Theatertreffen erhielt. Auch in diesemJahr waren die Kammerspiele wieder mit zwei Produktionen in Berlinvertreten, darunter Andreas Kriegenburgs mit dem 3sat-Preisausgezeichnete Inszenierung von Friedrich Hebbels Marathonstück «DieNibelungen». Für Oberbürgermeister Christian Ude der Beweis, dassBaumbauer die Kammerspiele «wieder in die Champions-League der ganzgroßen Theater geführt hat».

Die Rolle des innovativen Theatermanagers mit Integrationskrafthat Baumbauer bisher auch in München bewiesen. Seine Mischung ausanspruchsvollen neuen Stücken und Klassikern kommt vor allem beimjungen Publikum an. Selbst provozierende Klassikerinszenierungen wiePercevals Interpretation von Shakespeares «Othello», mit der 2003 dasrenovierte Schauspielhaus wiedereröffnet wurde, riefen bei Kritikernund Zuschauern bisweilen zwiespältige, aber fast immer lebhafteReaktionen hervor. Zahlreiche Inszenierungen wurden eingeladen undauch an anderen Orten vom Publikum gefeiert.

Der durchsetzungsfähige Intendant, der seinen Vertrag in Münchenvor einem Jahr bis 2009 verlängert hat, gilt als Garant für einerfolgreiches, risikobereites Theater. «Der Rückenwind ist dasEnsemble», gibt Baumbauer, der sich auch als Entdecker von Autoren,Regisseuren und Schauspielern einen Namen gemacht hat, die Lorbeerenweiter. Theater als Ort der Auseinandersetzung und Versammlung, alswichtiger Impulsgeber für die Gesellschaft - für dies alles stehtBaumbauer, der auch zwei Jahre das Schauspiel bei den SalzburgerFestspielen verantwortete.